Ein neugieriger Dachs entdeckt nach dem Winterschlaf das Erwachen der Natur
Vorlesezeit: ca. 12 Minuten
Der Winter lag hinter ihnen, und die ersten Sonnenstrahlen tanzten verspielt über die baumbedeckte Lichtung, als Dachs Emil aus seinem gemütlichen Bau kroch. Er blinzelte verwundert gegen das helle Licht an und nahm den Duft frisch erwachter Erde in sich auf. „Guten Morgen, neue Welt!“, rief er aus.
Über ihnen klopfte der Specht Tom energisch an einen alten Eichenstamm. „Na endlich, Emil! Du hast den halben Frühling verschlafen!“, lachte er mit einem Hauch von Schabernack in der Stimme. Emil grinste und winkte mit einer kurzen Pfote. „Ich wollte sicherstellen, dass alles bereit ist, bevor ich aufstehe.“
Unter dem Schnee, der langsam in kleine Schlieren zerfiel, reckte sich das erste Grün aus dem Boden. Die Luft war erfüllt von zaghaften Vogelrufen und dem sanften Rascheln der Blätter, die leise von der leichten Brise geweckt wurden.
Eichhörnchen Nala sprang munter von Ast zu Ast, ihre leuchtend rote Schwanzspitze ein flammender Pfad im frischen Blattwerk. „Ach Emil, du musst dir unbedingt die kleinen Schneeglöckchen dort drüben ansehen! Sie stehen in voller Blüte!“
„Schneeglöckchen? Wo sind die denn?“ fragte Emil neugierig und spitzte seine Ohren.
Nala führte ihn zu einem sonnigen Fleck, wo die zarten weißen Blumen mutig durch die letzte Schneeschicht schauten. „Ist das nicht ein schöner Anblick?“, schwärmte sie.
Emil schnüffelte an einem der Blütenköpfe, der süß und sanft duftete. „Der Frühling riecht köstlich!“, sagte er mit einem glücklichen Blinzeln.
„Komm, lass uns weitersehen!“, rief Nala und hüpfte schon eifrig voraus, während Tom von oben ein „Wartet auf mich!“ ausrief und mit eleganten Flügelschlägen hinterherkam.
Sie liefen tiefer in den Wald hinein, wo die Sonnenstrahlen durch das Blätterdach tanzten und alles in einem märchenhaften Licht badeten. Auf einem Felsen hockend, fand Emil einen Teppich aus Veilchen, die mit ihrem kräftigen Violett alle Blicke auf sich zogen. Die frische Waldluft schmeichelte ihm um die Nase und ließ ihn leicht frösteln vor Freude und Frische.
„Was für ein Wunder – jeden Tag entdeckt man etwas Neues“, murmelte Emil, während er sich neben Nala unter einem buschigen Strauch niederließ.
Tom gesellte sich zu ihnen, seine energiegeladenen Augen übersprudelten vor Aufregung. „Freunde, wir werden dieses Jahr noch viele Überraschungen erleben!“
Mit einem zufriedenen Lächeln kuschelte sich Emil in das weiche Moos und fühlte, wie der Frühling ihn umhüllte. Die Sonne begann langsam zu sinken, tauchte alles in ein warmes, goldenes Licht. „Lasst uns hier verweilen und sehen, wie die Sterne erwachen“, schlug er vor. Zufrieden lagen sie nebeneinander, während die Dämmerung langsam fiel und der Tag in eine wohlige Nacht überging.
Dort, auf der Waldlichtung mit seinen Freunden, wartete Emil auf die Geheimnisse, die der Frühling zu bieten hatte, mit einem neugierigen Herzen und einem Gefühl von Vollkommenheit und Frieden.




