Ein Frosch bleibt wach im Winter und entdeckt das Leuchten des Schnees
Vorlesezeit: ca. 12 Minuten
Am Rande des verschneiten Waldes lag der Froschteich. Im Sommer ein lebendiger Ort voller Quaken und Sprünge, lag er nun still da, bedeckt von einer feinen Schicht aus glitzerndem Eis. Der Mond spiegelte sich darauf und ließ ihn wie ein magisches Spiegelglas erscheinen. Timo, der Frosch, schloss selig die Augen und lächelte. Normalerweise hatte er längst seinen Winterschlaf begonnen, doch in diesem Jahr fühlte sich etwas anders an.
„Timo, schau nur, wie der Schnee glitzert!“, rief eine leise, melodische Stimme. Schneeeule Rina flog elegant von ihrem Baum nieder und landete federleicht neben ihm.
Der Frosch öffnete die Augen weit und betrachtete, wie die Schneeflocken in Rinas Federn tanzten. „Es ist, als würde der Wald leuchten“, sagte er leise, seine Stimme voll ehrfurchtsvollem Staunen.
Rina nickte und hüllte sich enger in ihre Flügel. „So prachtvoll ist die Nacht oft, wenn alle schlafen und doch so viel zu entdecken ist. Möchtest du meine Runde durch den Wald begleiten, Timo?“
Timo überlegte kurz. „Ich habe noch nie gesehen, wie der Wald im Schnee aussieht. Aber könnte es nicht zu kalt für mich als Frosch sein?“
Leni, das kleine Reh, das sich bis jetzt hinter einer Fichte versteckt hielt, trat schüchtern vor. „Ich könnte dich wärmen, wenn du möchtest“, schlug sie mit einem freundlichen Lächeln vor. „Mein Fell ist ziemlich flauschig.“
Der Frosch nickte begeistert und hüpfte auf Lenis Rücken. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg. Der Schnee knirschte leise unter Lenis Hufen, und Timo spürte die angenehme Wärme des Rehfells unter ihm.
Der Wald war ein einziger Zauber in der Nacht. Hier und da funkelten Eiskristalle im Mondlicht wie Sternensplitter, und die Bäume trugen schwere weiße Mützen aus Schnee. Rina flog voraus, und ihre Flügel hinterließen ruhige Schatten auf dem Boden.
„Schaut mal dort, der Teich sieht aus, als ob er von Sternen erleuchtet wird!“, rief Rina, als sie über den gefrorenen Froschteich hinweg schwebten.
Fasziniert sah Timo die weiten, glänzenden Flächen, die wie silberne, bewegte Märchen spiegelten. Er spürte eine sanfte, wohlige Aufregung in sich aufsteigen. „Das hier“, sagte er schließlich leise, „ist das Glitzern, von dem die Älteren immer erzählen.“
Rina und Leni lächelten wissend, als sie Timos Erstaunen sahen. „Und das Abenteuer, Timo, ist noch nicht vorbei“, fügte Leni hinzu, während sie eine prächtige Lichtung betrat, die völlig von den Schnee reflektiert wurde.
Hier stand eine alte Eiche, umhüllt von weichem, schimmerndem Licht. Der Schnee ringsum schimmerte wie feiner Zucker – eine unendliche, leuchtende Weite. Sie hielten inne, und ein tiefer Frieden legte sich über die kleine Gruppe.
„Es ist schön, dass du wach geblieben bist, Timo“, flüsterte Rina, während sich die Nacht sanft über sie legte.
Timo nickte leise und fühlte sich warm und geborgen zwischen seinen Freunden. Er ließ die Bilder in sich nachklingen, bevor er schließlich seufzend sagte: „Ja, manchmal lohnt es sich wirklich, wach zu bleiben.“
Und so schlossen sie die Augen, um das Erlebte in ihren Träumen weiter zu erkunden, während die Sterne über ihnen wachte.




