Der Zauberkiesel am Fluss
Vorlesezeit: ca. 12 Minuten
Es war einer dieser frühlingshaften Tage, an denen alles im hellen Licht erstrahlte und die Luft nach frischen Blumen duftete. Jonas stiefelte barfuß am Flussufer entlang. Die Kieselsteine fühlten sich kühl unter seinen Füßen an, während die Sonne ihm sanft die Nase kitzelte.
Seine Großmutter, Oma Elsa, hatte ihm von einem geheimnisvollen Kiesel erzählt, der unter den vielen anderen versteckt sein sollte. „Er soll magisch sein“, flüsterte sie ihm am Frühstückstisch zu, „und er zeigt die wahren Gefühle der Menschen.“ Jonas war neugierig und schaute sich jeden Stein genau an.
Plötzlich funkelte etwas unter dem Wasser, als ob die Sonne ihr Licht auf einen kleinen Schatz geschickt hätte. Jonas bückte sich und zog einen glattgeschliffenen Kiesel aus dem klaren Wasser. Er war nicht größer als eine Murmel, aber schimmerte in allen Regenbogenfarben.
Vorsichtig brachte Jonas den Stein zu seiner Oma, die mit ihrer Katze Minka im Garten wartete. „Sieh mal, Oma, ich glaube, ich habe ihn gefunden!“
Oma Elsa lächelte, während ihre Augen vor Freude aufleuchteten. „Oh, Jonas, das hast du wunderbar gemacht!“ sagte sie und kraulte Minka hinter den Ohren, die wohlig schnurrte.
Zusammen setzten sie sich auf die alte Holzbank im Garten, während die Vögel in den Weidenbäumen munter zwitscherten. „Dieser Stein“, begann Oma Elsa mit sanfter Stimme, „zeigt die Farben deiner Gefühle, wenn du ihn in deiner Hand hältst. Probier es aus!“
Jonas umschloss den Kiesel mit seiner kleinen Hand. Zu seiner Überraschung wurde der Stein warm und leuchtete in einem sanften Blau. „Was bedeutet das, Oma?“ fragte er verwundert.
„Blau ist die Farbe der Ruhe und der Freude“, erklärte Oma Elsa und lächelte. „Du fühlst dich gerade sehr entspannt, nicht wahr?“
Jonas nickte und legte den Kiesel auf seinen Schoß, sodass Minka ihn neugierig beschnuppern konnte. Die Katze machte es sich bequem und schaute mit großen Augen auf den Stein, der nun in fröhlichem Gelb leuchtete.
„Schau mal, Minka fühlt sich wohl“, kicherte Jonas und streichelte die weiche Katze, die zufrieden schnurrte.
Im Schatten der Weidenbäume verbrachten sie den Nachmittag damit, verschiedene Gefühle mit dem magischen Kiesel zu erkunden. Jonas entdeckte, dass Rot für Aufregung stand, während Grün eine kleine Sehnsucht spiegelte.
„Es ist wichtig, seine Gefühle zu kennen“, sagte Oma Elsa leise. „Damit gehst du sicher und friedlich durch die Welt.“
Als die Abenddämmerung hereinbrach und die Luft mit dem süßen Duft von Blüten erfüllt war, hielt Jonas den Kiesel erneut in der Hand. Er strahlte in einem warmen Pink, und Jonas fühlte, wie die warme Geborgenheit ihn erfüllte.
„Oma, ich glaube, ich verstehe jetzt“, flüsterte er. „Gefühle sind wie Farben, die die Welt schön machen.“
Mit einem letzten Blick auf den funkelnden Stein legte er ihn auf die Fensterbank, damit das Mondlicht ihn in der Nacht besuchen konnte.
„Gute Nacht, Jonas“, sagte Oma Elsa sanft. „Möge der Zauberkiesel deine Träume erleuchten.“ Und während Jonas in sein Bett schlüpfte, bereitete sich die Welt auf eine Nacht voller Träume vor, die unter dem Schutz des magischen Kiesels stehen würde.




