Ein Abenteuer am Gartenteich
Vorlesezeit: ca. 12 Minuten
Im Garten von Lukas und Lea blühten die Narzissen in leuchtendem Gelb, und kleine Gänseblümchen bedeckten das saftige Gras. Die Luft roch nach Frühling und die Sonne schien warm auf ihr Gesicht. Lukas stand verträumt an ihrem kleinen Teich und schaute über das glitzernde Wasser. “Heute ist der perfekte Tag, um auf Schatzsuche zu gehen”, sagte er und schob seine Piratenmütze zurecht.
Lea, seine jüngere Schwester, tauchte mit einem lauten “Ahoi!” aus der Spielhütte auf. „Was hast du vor, Kapitän Lukas?“, fragte sie neugierig und blinzelte in die Sonne, während ihr der Wind durch die Haare streichelte.
„Wir bauen ein Piratenschiff!“, erklärte Lukas entschlossen. Seine Augen funkelten vor Aufregung. Gemeinsam sammelten sie alte Bretter und Seile aus der Spielhütte. Ihr Kater Jack beobachtete sie interessiert von einem sonnigen Fleck im Gras, seine Schnurrhaare zuckten im Takt des sanften Windes.
Mit vereinten Kräften schoben sie die Bretter an den Teichrand, bauten sie aufeinander und knoteten die Seile fest. Lea brachte eine alte Bettdecke, die sie als Segel benutzte. Unter fröhlichem Gelächter hissten sie es an einem langen Stock.
„Anker lichten!“, rief Lukas und Lea wiederholte: “Anker lichten!” Der kleine Teich verwandelte sich in ein weites Meer. Jack sprang geschickt an Bord und musterte aufmerksam die glitzernden Wellen, als hätte er das Kommando übernommen.
Lukas stellte sich ans Bug und hielt Ausschau nach Feinden. „Aufgepasst, da vorn ist ein wilder Wellenbrecher!“, rief er dramatisch. Lea drehte geschickt ein Seil und tat so, als würde sie das Steuerrad fest in den Händen halten.
Der Wind spielte mit dem Segel und ließ die Bettdecke sanft flattern. “Da! Eine Insel!”, rief Lea und wies auf einen kleinen Haufen Steine am Teichrand, wo Butterblumen leuchteten.
„Land in Sicht!“, tönte Lukas und sprang elegant in die weichen Gräser am Ufer. Lea folgte ihm mit einem fröhlichen Sprung, und auch Jack verließ das Deck, schnupperte an den Butterblumen und miaute zustimmend.
Auf ihrer „Insel“ angekommen, fühlten sie sich wie echte Entdecker. Die Vögel zwitscherten fröhlich über ihren Köpfen und die Blätter raschelten beruhigend im Frühlingswind.
„Hier ist bestimmt ein Schatz vergraben!“, murmelte Lukas geheimnisvoll, während Lea mit einem Stock den Boden durchkämmte. „Schau mal hier!“, flüsterte sie aufgeregt und zog einen glänzenden Stein hervor. „Unser Schatz!“, jubelte Lukas.
Sie saßen eine Weile still auf ihrer Entdeckerinsel, die Beine im kühlen Gras und die Sonne auf ihren Gesichtern. Jack machte es sich auf Lukas’ Schoß bequem und schnurrte leise. Der Nachmittag war golden, die Geräusche des Gartens wie eine sanfte Melodie.
„Was für ein Abenteuer!“, sagte Lea leise. Lukas nickte träumerisch und blickte über das Wasser zum „Piratenschiff“ zurück. „Ja, und morgen segeln wir vielleicht zum Mond“, meinte er lächelnd.
Kurz darauf halfen sie einander, die Sachen wegzuräumen. Ihr kleiner Teich lag ruhig und friedlich, während die Sonne nach und nach unterging und die erste Abendkühle den Garten umhüllte.
Es war Zeit ins Haus zu gehen. Die Geschwister nahmen Jack auf den Arm und machten sich gemächlich auf den Weg. In Lukas’ Herz pochte noch die Aufregung des Abenteuers, und die Welt schien voller wunderbarer Möglichkeiten. Am Abend, bevor sie einschliefen, waren ihre Gedanken schon unterwegs zu neuen fantastischen Abenteuern.




