Lilly zählt die Sterne
Vorlesezeit: ca. 12 Minuten
Es war eine laue Sommernacht. Lilly saß bequem auf der Fensterbank und schaute hinaus in die weite Dunkelheit. Der Himmel war wie ein großes, samtiges Tuch mit unzähligen winzigen Löchern, durch die das Licht der Sterne glitzerte. Neben ihr schnurrte Schnurri, ihre plüschige graue Katze, die es sich auf einem Kissen gemütlich gemacht hatte.
Die warme Abendluft strich sanft durch das offene Fenster und brachte den süßlichen Duft von blühenden Jasminblüten mit sich. Es war still, nur das leise Zirpen der Grillen drang aus dem Garten herein und mischte sich mit Schnurris beruhigendem Schnurren zu einer sanften Melodie.
„Mama, wie viele Sterne gibt es am Himmel?“, fragte Lilly und warf einen neugierigen Blick über ihre Schulter zu ihrer Mutter, die in einem bequemen Sessel im Zimmer saß.
„Oh, mein Schatz“, sagte Mama lächelnd und klappte ihr Buch zu. „Es gibt unendlich viele Sterne. Schwieriger zu zählen als Sommersprossen auf deiner Nase!“ Sie zwinkerte Lilly zu, deren Gesicht vor Freude erstrahlte.
Lilly wandte sich wieder dem Himmel zu und begann, aufgeregt mit dem Finger nach jedem hellen Punkt zu suchen. „Eins, zwei, drei…“, zählte sie leise und zögerlich die funkelnden Lichter. Ihre Augen leuchteten, doch je länger sie suchte, desto müder wurden ihre kleinen Äuglein.
Schnurri sprang leichtfüßig auf Lillys Schoß und rollte sich zu einer weichen Kugel zusammen. Lilly kraulte gedankenverloren ihr schnurrendes Fell. Das gleichmäßige Summen und die warme Nacht wiegten Lilly in einen angenehmen Dämmerzustand.
„Mama, was machen die Sterne da oben?“, murmelte Lilly halb schlafend.
Mama trat leise zu ihr und legte einen liebevollen Arm um Lillys Schulter. „Die Sterne, mein Liebling, verbringen die Nacht damit, über unsere Träume zu wachen und alles in silbernes Licht zu tauchen.“
Lilly kuschelte sich an ihre Mutter und sah, wie der Nachthimmel sanft zu leuchten schien, wie Millionen winziger Lampen, die leise miteinander flüsterten. Ihre Gedanken wanderten von einem leuchtenden Punkt zum nächsten, bis sie immer langsamer wurden und schließlich zur Ruhe kamen.
Bald waren Lillys Augen so schwer, dass sie sich fast von selbst schlossen. Die Sterne verschwammen zu einem sanften Glitzern bevor Lilly sie gänzlich verloren hinter dem Vorhang ihrer Träume.
Mama hob Lilly behutsam vom Fenster, trug sie liebevoll zum Bett und deckte sie behutsam zu. Schnurri sprang flinken Schrittes hinterher und kuschelte sich zu Lillys Füßen.
Der vertraute Duft der Jasminblüten und das sanfte Kitzeln des Sommerwindes begleiteten Lilly in den Schlaf, während die Sterne oben sanft und weise ihre Lieder sangen. In dieser warmen Geborgenheit schlief Lilly ein, mit Sternen in ihren Träumen und einem zufriedenen Lächeln im Gesicht.
Mama lächelte, nahm Schnurris Kissen und verließ auf Zehenspitzen den Raum, begleitet vom träumerischen Licht des Mondes.




