Der kleine Dachs sucht den Mondschein
In einer kühlen Aprilnacht, als der Frühlingsduft von frischem Gras und erblühenden Blumen den Wald erfüllte, rollte sich der kleine Dachs Emil langsam aus seiner gemütlichen Höhle. Die Luft war angenehm kühl, und ein sanfter Nebel umhüllte die Lichtung, auf der er lebte. Emil schnupperte neugierig in die kühle Nachtluft, als er plötzlich überlegte, dass er etwas sehr Wichtiges erleben wollte: das Einfangen des Mondscheins.
Emil fühlte sich in der Dunkelheit des Waldes wohl, doch in dieser Nacht war etwas Magisches in der Luft, das ihn nicht ruhen ließ. Der Mond hing groß und glänzend am Himmel, und dessen silbernes Licht fiel wie ein leuchtender Schleier durch die Baumkronen. Emil konnte seine glänzenden Augen nicht von der Schönheit des Mondlichts abwenden.
„Vielleicht ist der Mondschein ganz weich und warm“, murmelte Emil zu sich selbst, während er sich auf den Weg machte. Er hatte gehört, wie ruhig der Wald bei Nacht war: Das Knirschen der Blätter unter seinen Pfoten, das Zwitschern einer Nachtigall in der Ferne und das gelegentliche Rascheln des Windes, der durch die Zweige strich.
Auf seiner Suche traf er auf seine Freundin, die weise Eule Lotti, die gerade aus ihrem hohlen Baum flog. „Wohin des Weges, Emil?“, fragte Lotti, ihre großen Augen blinkten neugierig.
„Ich suche den Mondschein“, antwortete Emil mutig. „Ich möchte herausfinden, wie er sich anfühlt.“
Eule Lotti lächelte. „Das klingt nach einem Abenteuer. Ich werde dich ein Stück des Weges begleiten, um sicherzugehen, dass du dem Mond sicher nahe kommst.“
Gemeinsam tapsten Emil und Lotti weiter durch den Wald, die Blätter raschelten unter Emils Pfoten, während Lotti leise über ihnen schwebte. Bald kamen sie an eine kleine Lichtung, auf der ihr Freund, der Igel Benno, büschelige Gräser sammelte.
„Hallo, Benno!“, rief Emil fröhlich. „Wir jagen den Mondschein, willst du mitkommen?“
Benno, der es liebte, die Nachtluft zu genießen, nickte begeistert. „Das klingt nach einer spannenden Jagd“, sagte er und schloss sich den beiden an.
Während die drei Freunde durch den Wald schlichen, erfüllte ein leises Rascheln und Zirpen die kühle Nachtluft. Der Mond hing strahlend über ihnen, und mit jedem Schritt kam er Emil ein bisschen näher vor.
„Vielleicht müssen wir einfach nur höher hinaus“, schlug Lotti vor. „Wenn wir einen hohen Baum finden, könnten wir den Mond besser sehen.“
Die drei Freunde erreichten den alten Eichenbaum am Ufer des Waldbachs. Benno blieb am Fuß des Baumes, während Emil sich vorsichtig den Stamm hinaufarbeitete, Lotti jederzeit bereit, mit ihren kräftigen Flügeln zu helfen, falls er abrutschte.
Oben angekommen setzte sich Emil auf einen starken Ast und blickte empor. Der Mond schien riesig und majestätisch, und sein Licht war viel heller, als er es sich je erträumt hatte. Doch so sehr er es auch versuchte, er konnte den Mondschein nicht ergreifen.
Nach einer Weile kletterte Emil vorsichtig wieder hinunter. „Der Mondschein bleibt wohl ein Geheimnis“, sagte er ein wenig enttäuscht.
„Man braucht Mut, um seine Träume zu verfolgen, Emil“, sagte Lotti sanft und legte ihren Flügel um ihn. „Und das hast du heute Nacht getan.“
„Ja“, stimmte Benno zu, „und es gibt viele Abenteuer, die noch entdeckt werden können, vielleicht sogar morgen Nacht.“
Emil sah zu seinen Freunden und lächelte. „Das stimmt. Und mit euch an meiner Seite, bin ich zu allem bereit.“
Die drei Freunde machten sich auf den Rückweg durch den nächtlichen Frühlingswald, während der Mond hell über ihnen strahlte und der Nebel die Lichtung wiegestellt bedeckte.
Und so endete ein Abend voller Entdeckungen und Freundschaft. Die wohlige Ruhe des Waldes hüllte Emil ein, und er freute sich schon darauf, was der nächste Tag bringen würde.
Mit dem Gefühl der Geborgenheit schlief Emil ein, während der Mond über ihm wachte und Lotti und Benno still an seiner Seite blieben.




