Ein Gespräch, das alles verändert
Der Regen prasselte unablässig gegen das Fenster. Durch die Schlieren hindurch schimmerten die Lichter der Stadt, verschwommen und melancholisch. Laura stand am Bürofenster und beobachtete die Wasserperlen, die trägen ihren Weg entlang des Glases suchten. Der Nachmittag zog sich hin, die Bürolandschaft hinter ihr war merkwürdig still, nur das sanfte Sirren der Computer füllte den Raum.
Jonas trat an ihre Seite und hielt ihr wortlos eine Tasse Kaffee hin. Dankbar nahm Laura sie entgegen, umklammerte sie mit beiden Händen, um die Wärme zu spüren. C„Es scheint, als würde es nie mehr aufhören zu regnen,“ sagte Jonas leise, mit einem schwachen Lächeln.
Laura nickte und wandte den Blick nicht vom Schauspiel der Regentropfen ab. „Es passt irgendwie zur Stimmung heute. Alles fühlt sich so…schwer an.“ Ein langer Seufzer entkam ihren Lippen.
1„Ich weiß, was du meinst,“ antwortete Jonas, seine Stimme trug die gleiche Schwere. Er schaute zu ihr hinüber, seine Augen suchten die ihren. „Manchmal frage ich mich, ob es das alles wert ist.“
Der Satz hing einen Moment in der Luft, bevor er unmerklich zwischen ihnen zu Boden fiel. Laura schaute zu ihm auf, sein Gesicht im weichen Licht des Büroschimmers zeigte eine ungewohnte Verletzlichkeit.
1„Glaubst du nicht?“, fragte sie leise. Ein Hoffnungsschimmer mischte sich mit der Unsicherheit in ihrer Stimme.
3„Vielleicht nicht immer. Aber manchmal,“ sagte er. „Und wenn wir das Gefühl haben, dass es nicht so ist, dann sollten wir etwas tun.“
Die Worte schienen in Laura nachzuklingen. Sie beobachtete, wie ein einsamer Tropfen am Fenster in immer schnellerer Fahrt zu Boden jagte, sein Schicksal unausweichlich besiegelnd.
„Denkst du an einen Neuanfang?“
„Ich weiß es nicht. Vielleicht.“ Jonas zuckte mit den Schultern. „Manchmal fühlt sich alles so festgefahren an, als ob wir in unseren eigenen kleinen Regengezeiten gefangen wären. Weißt du, was ich meine?“
Sie nickte, das Gefühl war ihr nur zu vertraut. Diese Nachmittage, in denen die Welt stillzustehen scheint und der Alltag mit unsichtbaren Fesseln bindet.
5„Vielleicht sollten wir einen Weg finden, die Dinge anders zu sehen,“ schlug sie vor. „Vielleicht sind es die kleinen Veränderungen, die am meisten bewirken.“
5„Ich würde das gern probieren,“ antwortete er. Ein leises Lächeln stahl sich auf seine Lippen, als er einen Schluck Kaffee nahm. Sein Blick schweifte kurz aus dem Fenster, bevor er wieder zu ihr zurückkehrte.
Das leise Summen des Projektors bereitete die Bühne für das Meeting, während sich die Kollegen langsam in den Raum zu einer kurzen Nachmittagsbesprechung begaben. Chefin Miriam trat mit einem entschiedenen, aber freundlichen Lächeln herein. Sie warf einen Blick auf Jonas und Laura, begutachtete die leicht abwesende Stimmung in ihren Gesichtern, und ein Anflug von Empathie schimmerte durch ihre strengen Züge.
7„Ich weiß, es fühlt sich an, als wäre der Tag endlos,“ begann sie, das Blitzlichtgewitter ihrer Stimme schlicht, aber angenehm. „Aber manchmal sind diese Stunden im Regen die ehrlichsten. Wir können sie nutzen, um für einen Moment den Blick für das Wesentliche zu schärfen.“
Jonas und Laura tauschten einen bedeutungsschweren Blick. Peters Worte schienen auf seltsame Weise eine Resonanz in ihrem Gespräch zu finden. Als das Meeting begann und Miriam die Übersicht der Projekte vortrug, merkten sie, dass sich in ihnen etwas veränderte, vielleicht unmerklich, aber spürbar.
Nach der Besprechung verteilten sich die Kollegen wie Herbstlaub im leichten Windstoß. Jonas kam erneut auf Laura zu, hielt eine leichte Jacke über dem Arm. 7„Hast du Lust, nach der Arbeit mit mir den Regen in der Stadt zu erkunden?“, fragte er, leise, aber mit Entschlossenheit.
Laura lächelte und nickte. „Ja, das würde ich gerne.“
Sie traten unter Beschuss der Regentropfen hinaus, der Bürgersteig eine spiegelnde Fläche, welche die Neonlichter und vorbeirauschenden Autos reflektierte. Ein Augenblick der Klarheit inmitten des allgegenwärtigen Graus. Jonas hielt die Jacke über ihren Schultern, während Laura die Arme um ihre Körpermitte schlang. Gemeinsam schlenderten sie durch die belebten Straßen, in eine Nacht, in der die Stadt dieselbe, aber ihre Wahrnehmung irgendwie verändert sein würde. In der Ferne funkelten die verschleierten Lichter der städtischen Silhouette, ein leuchtender Versprechen an die Anbruch eines neuen, anderen Morgens.




