Emmy hört das Lied der Sterne
Der Winterabend legte seinen eisigen Mantel über das kleine Dorf. Dicke Schneeflocken tanzten fröhlich durch die Luft und bedeckten die Dächer der kleinen, warmen Häuser. Im Wohnzimmer eines dieser Häuser saß Emmy mit ihrer Oma Rosa und ihrer Katze Minou, die auf ihren Knien schnurrte.
»Schau nur, Emmy«, sagte Oma Rosa mit einer Stimme so sanft wie das Flüstern des Schnees, »heute Abend glitzern die Sterne besonders hell.«
Emmy, ein neugieriges, lebhaftes Mädchen mit großen, leuchtenden Augen, kletterte auf den Fensterrahmen, um einen besseren Blick zu haben. Die Sterne am Himmel funkelten, als hätten sie gleich eine Geschichte zu erzählen.
Oma Rosa winkte ihr mit einem zwinkernden Lächeln zu. »Hast du jemals das Lied der Sterne gehört?«, fragte sie geheimnisvoll.
Emmy schüttelte den Kopf, setzte sich jedoch vorsichtig auf den weichen Teppich, während die wohlige Wärme des Kamins seinen Weg zu ihr suchte.
»Es ist ein ganz besonderes Lied, das nur in stillen Winternächten zu hören ist«, fuhr Oma Rosa fort. »Vielleicht wirst du es heute Nacht vernehmen.«
Neugierig und ein wenig gespannt legte sich Emmy neben Minou, die sich behaglich einkuschelte. Gemeinsam betteten sie sich auf ein großes, weiches Kissen vor dem Kamin.
»Weißt du, Emmy«, begann Oma Rosa wieder, während sie einen wärmenden Tee einschenkte, »jede Nacht hat ihre eigene Geschichte. Wenn wir genau hinhören, erzählen uns die Sterne vom großen Universum da draußen.«
Der Duft von frischen Keksen erfüllte den Raum und vermischte sich mit der warmen Luft des Feuers. Als Emmy ihre Augen langsam schloss, spürte sie die sanfte Berührung von Oma Rosas Decke, die sie fest zudeckte.
»Ich bin gespannt, wie das Lied klingen wird«, flüsterte Emmy, während ihre Augenlider schwerer wurden.
Die Zeit verging und Omas sanfte Melodie, gemischt mit Minous schnurrendem Klang, wiegte Emmy in den Schlaf. Die Welt um sie herum verschwamm und schon bald fanden sich ihre Gedanken auf einer weiten, sternenklaren Ebene wieder.
Plötzlich, wie aus dem Nichts, erhob sich eine wundervolle Melodie. Es klang wie das zarte Lachen eines Windes, das Alleinsein eines einzelnen Sterns am Himmel und die leise, warme Umarmung einer verschneiten Nacht. Emmy lächelte im Schlaf, während sie dieser zauberhaften Symphonie lauschte.
In ihrem Traum erschien Oma Rosa und strahlte vor Glück. »Dies, meine liebe Emmy, ist das Lied der Sterne. Es erzählt von Liebe, Vertrauen und den Träumen, die uns nachts lenken.«
Emmy wusste, dieses Lied würde bei ihr bleiben, wie ein sanfter Begleiter an kalten Winterabenden. Sie fühlte eine Welle der Geborgenheit und ließ sich tiefer in diese endlose Nachtgeschichte fallen.
Als sie am Morgen erwachte, fand Emmy Minou sanft an ihre Brust gekuschelt, wohin sich die Katze im Schlaf gewickelt hatte. Die Wärme der Sonne strahlte durch das Fenster, es war ein neuer Morgen voller Geschichten, die darauf warteten, entdeckt zu werden.
»Guten Morgen, kleine Träumerin«, sagte Oma Rosa, als sie vorsichtig die Vorhänge aufzog. »Hat dir das Lied der Sterne gefallen?«
Emmy nickte, noch vom Zauber der Nacht benebelt, und lächelte verschmitzt.
»Manchmal«, sagte sie leise, »haben Lieder keine Worte. Aber eines weiß ich: jede Nacht erzählt mir eine Geschichte.«
Mit diesem Gedanken begann Emmy ihren Tag, voller Vorfreude auf die Geschichten der kommenden Nacht.




