Der Seehund und die Stille
Es war ein warmer Sommertag, als die Sonne sanft über der kleinen Bucht am Klippenstrand aufging. Der Himmel war in weiche Rosa- und Goldtöne getaucht. Auf einem runden Felsen, der aus dem türkisfarbenen Wasser ragte, lag Seehund Sori. Er fühlte die Wärme der Sonne auf seinem Fell und blinzelte in das Licht, das auf dem Meer glitzerte.
Von oben rief Möwe Kaja. „Guten Morgen, Sori! Was machst du heute?“ Ihre Stimme klang fröhlich und klangvoll wie ein kleiner Glockenschlag.
Sori hebte seinen Kopf, lächelte im Geiste und antwortete ruhig: „Ich werde den Tag genießen und hören, was das Meer heute zu erzählen hat.“
In diesem Moment kam Jette den schmalen Pfad hinunter. Sie war barfuß und spürte den kühlen Sand zwischen ihren Zehen. Ihr helles Haar wehte im leichten Sommerwind. „Hallo Sori, hallo Kaja!“, rief sie. Ihre Augen funkelten vor Freude, als sie den vertrauten Ort erreichte.
Kaja flatterte zu Jette hinab. „Komm, lass uns die Ruhe des Meeres betrachten. Manchmal, wenn man ganz still ist, hört man die schönsten Geschichten.“
Neugierig setzte sich Jette an den Rand des Stegs, ließ die Beine baumeln und richtete ihre Augen auf die weite Wasseroberfläche. „Wie hört man denn das Meer?“ fragte sie leise.
Sori schloss die Augen, konzentrierte sich auf die sanften Wellen, die an die Felsen schlugen, und das leise Raunen der Ferne. „Das Meer spricht auf viele Arten, Jette. Im Wind, in den Wellen, und in der Stille. Hör genau hin.“
Die drei Freunde saßen zusammen. Kaja saß auf Jettes Schulter und Sori glitt ins Wasser, um neben dem Steg zu schwimmen. Die Stille umhüllte sie wie eine warme Decke. Das einzige Geräusch war das ruhige Plätschern der Wellen und das leichte Rascheln der Blätter im Wind.
Jette lauschte und auf einmal hörte sie das Rufen der Möwen aus der Ferne, das Singen des Windes, und ein leises Knistern, das klang, als würde das Meer seine Geheimnisse erzählen.
„Sori, ich glaube, ich höre es!“, flüsterte sie mit großen Augen.
Sori lächelte mit den Augen. „Siehst du, Jette, die Stille beantwortet mehr Fragen, als man denkt.“
Jette seufzte glücklich, als sie die sanfte Harmonie des Morgens in sich aufnahm. Hier, an der Seite ihrer Freunde, fühlte sie eine tiefe Ruhe. Der Tag verging langsam, die Sonne wanderte über den Himmel und die Farben des Meeres wechselten von Türkis zu einem sanften Blau.
Am Nachmittag, als die Sonne sich dem Horizont näherte und der Abend blassgolden schimmerte, verabschiedeten sich die Möwen mit einem letzten sanften Rufen. Jette murmelte leise: „Das war ein wunderschöner Tag.“
Sori nickte. „Manchmal muss man der Stille nur zuhören, um die vielen kleinen Wunder zu entdecken.“
Als die ersten Sterne am Himmel aufblinkten, stand Jette auf. „Bis morgen, lieber Sori. Gute Nacht, Kaja.“
Kaja winkte mit den Flügeln. „Schlaf gut, Jette.“
Und Jette machte sich auf den Heimweg, während das sanfte Flüstern des Meeres sie begleitete, und eine warme Zufriedenheit ihr Herz füllte. Der Sommerabend hüllte die Bucht in ein leises, schützendes Licht.
Seehund Sori glitt zurück auf seinen Felsen und sah den Sternen beim Aufgehen zu. In der Stille der Nacht fand er Geborgenheit und Frieden.




