Die letzte Präsentation vor Weihnachten
Timo saß am langen Konferenztisch, vor ihm nur der flimmernde Bildschirm seines Laptops. Die Präsentation, die er in den letzten Wochen vorbereitet hatte, sollte der krönende Abschluss des Geschäftsjahres sein. Doch je näher der Moment kam, desto schwerer schien die Last auf seinen Schultern.
Die Dämmerung legte einen blauen Schleier über das Büro. Draußen tanzten dicke weiße Flocken im Wind, als wollten sie die Stadt in eine frühzeitige Winternacht eintauchen. Drinnen herrschte eine eigenartige Stille, ein zarter Gegensatz zum lebhaften Trubel der Vorweihnachtszeit.
Anne, seine Chefin, saß am Tischende und beobachtete ihn mit einem undefinierbaren Ausdruck in den Augen. „Lass dir Zeit, Timo“, sagte sie mit einer Stimme, die gleichzeitig beruhigend und drängend klang.
„Ja, das… das wird schon“, murmelte Timo, obwohl er sich keineswegs sicher war. Ihm war warm, doch die Kälte des Zweifelns kroch ihm in die Glieder. Er begann die Folien ein letztes Mal durchzugehen, jede Zeile, jede Grafik, auf der Suche nach Perfektion, die ihm immer wieder entglitt wie der unsichere Griff auf einer vereisten Stufe.
Jana, seine Kollegin, trat leise ein, den Duft von frisch aufgebrühtem Kaffee im Schlepptau. Sie stellte einen Becher neben ihm ab und schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln. „Mach dir nicht zu viele Gedanken, Timo. Es muss nicht perfekt sein, es muss echt sein.“ Ihre Worte waren wie ein warmer Mantel, um den er sich in Gedanken hüllte.
Die Zeit schien sich, im Gegensatz zur dichten Schneedecke draußen, unaufhaltsam auf das unausweichliche Ende zubewegen. Anne klopfte sanft auf den Tisch, um Aufmerksamkeit zu signalisieren, und Timo holte tief Luft.
Während seine Präsentation über den Bildschirm flimmerte, sanken seine Schultern allmählich, und mit jedem gesprochenen Wort schien das erheiternde Gewicht der Erwartungen abzufallen. Das Ende kam schneller als erwartet, und während Timo den letzten Satz vortrug, fühlte er eine seltsame, unwiderbringliche Ruhe. Die Reaktion seiner Kollegen war zustimmend, aber vor allem echt, und das erfüllte ihn mehr als je zuvor.
Als Timo den Raum verließ, fühlte er die Kälte des Korridors, aber auch eine befreiende Klarheit. Anne und Jana folgten ihm nach draußen, ein stilles Einvernehmen zwischen ihnen, dass der Abend mehr für sie bereithielt als nur Arbeit. Die Stille der leeren Büros und das Knirschen des Schnees, vermischt mit fröhlichen Lichtern und einem heißen Glühweinversprechen, das die Luft durchdrang, ließen ihn die Last des Jahres vergessen. In diesem Moment zählte nur das Hier und Jetzt, und obwohl es nicht perfekt war, war es echt.
„Es muss nicht perfekt sein, um echt zu sein.“




