Flocke, der kleine Schneefuchs
Am Rande eines verschneiten Waldes, unter einem klaren, sternenfunkelnden Himmel, lebte ein kleiner Schneefuchs namens Flocke. Er hatte ein außergewöhnliches, schneeweißes Fell, das ihn ganz anders aussehen ließ als seine rotbraunen Fuchsfreunde. Eines kalten Winterabends, während der Wind sanft durch die Äste der Bäume flüsterte, machte Flocke sich auf den Weg, um seine Freundin, die weise Eule Mira, zu besuchen.
Mira wohnte hoch oben in einer alten, knorrigen Eiche, deren Äste vom Mondlicht silbrig schimmerten. Als Flocke näher kam, hörte er Miras sanfte Stimme durch die Nacht rufen: “Guten Abend, kleiner Fuchs. Komm herauf, ich habe eine Geschichte für dich!”
Flocke kletterte geschickt den Baum hinauf, bis er sicher neben Mira saß. Sie erzählte ihm von einem Land, das so weit entfernt war, dass selbst die schnellsten Winde es nicht in einer Nacht erreichen konnten. “In diesem Land,” begann Mira, “ist jeder Stern anders, aber dennoch leuchten sie alle gleich hell.”
Flocke fühlte sich ein wenig ruhiger, doch immer noch schwirrten Zweifel in seinem Kopf. Er wusste, dass er anders war als die anderen Füchse im Wald. Während die Schatten länger wurden, spürte er den frischen Schneegeruch in der Luft und dachte nach.
Als die Nacht kälter wurde, gesellte sich Flockes lustiger Freund, der kleine Hase Pino, zu ihnen. “Hallo Flocke, Mira! Habt ihr Lust, im Schnee zu spielen?” hopste Pino fröhlich herbei, indem er kleine Schneekristalle in alle Richtungen wirbelte. Er hatte rosige Wangen und strahlte vor Lebensfreude.
Flocke lächelte schwach, aber Miras warme Federn auf seiner Schulter ermutigten ihn. “Vielleicht sollten wir es versuchen,” schlug Mira vor, “Lass uns Flockes Geheimnis entdecken: das Besondere an ihm.”
Zusammen liefen die drei durch den tiefen Schnee, der unter ihren Füßen knirschte, bis sie auf eine hilflose, kleine Blume stießen, die vom Schnee fast verdeckt wurde. “Oh, schau mal!” rief Pino. “Können wir ihr helfen?”
Flocke schnüffelte an der Blume, deren zarter Duft selbst durch den frostigen Winterduft drang. Vorsichtig schaufelten sie den Schnee von ihren Blütenblättern. Der kleine Fuchs blies sanft darüber, und die Blume entfaltete sich, als ob sie ihm dankbar zunickte.
“Nicht alles in der Natur ist gleich, doch alles hat seinen Platz,” flüsterte Mira.
Plötzlich fühlte sich Flocke nicht mehr ganz so anders. Er spürte, dass seine einzigartige Erscheinung ihn zu etwas Besonderem machte – so wie die Blume mitten im kalten Winter. Pino hüpfte zurecht und lachte: “Du siehst aus wie der Stern des Waldes, Flocke!”
Mit einem warmen Gefühl im Herzen und seinen Freunden an seiner Seite sah Flocke zu den funkelnden Sternen empor. Der Schnee um ihn herum glitzerte im Mondlicht wie Millionen von kleinen Diamanten.
Am Ende des Abends, als die Dunkelheit sich sanft um sie schloss, kehrten Flocke, Mira und Pino zum Fuchsbau zurück. Mit der Wärme ihrer Freundschaft und dem Wissen, dass Anderssein ein Geschenk sein kann, schliefen sie glücklich ein. Die funkelnden Sterne erzählten leise die Geschichte einer besonderen Schneenacht, die ihnen zugeflüstert wurde.
Und Flocke, eingekuschelt in seinen weichen Schneebau, träumte von einer Welt, in der jeder seinen eigenen Platz hatte, und fand Geborgenheit in dem Gedanken, dass er genau richtig war, genauso wie er war.




