Unter der Lichtergirlande
Der Innenhof war von einer Vielzahl bunter Lichtergirlanden erleuchtet, deren Farben in der klaren, kalten Luft funkelten. Die kleinen Glühbirnen schwangen sanft im gelegentlichen Windstoß, der den knisternden Geruch von Holzfeuer aufwirbelte, während er über die Gefäße voller Glühwein strich.
Hannah zog ihren Schal enger um den Hals und beobachtete das Treiben von einem Tisch am Rand des Innenhofs aus. Sie hatte mehrfach überlegt, ob sie an diesem Abend wirklich teilnehmen wollte, doch die Aussicht auf Gesellschaft und die Wärme der Lichter hatten schließlich gesiegt.
Einige ihrer Freunde bewegten sich zur Musik, die sanft aus einem alten Lautsprecher drang, während sich in der Mitte des Hofes eine kleine Menschentraube um den Grill versammelt hatte, von dem das verlockende Aroma von Würstchen und Brot aufsteigen ließ.
Luis stand in der Nähe des Grills und jonglierte geschickt mit einem Teller voller Leckereien. Hannah hatte ihn immer als ruhigen, fast schüchternen Menschen gekannt. Aber gerade das Geheimnisvolle, das ihn umgab, hatte sie schon länger fasziniert. Er schien sie in diesem Moment zu bemerken, hob den Blick und lächelte. Sein Lächeln war warm, durchdringend und ließ einen Schimmer von Unsicherheit durchscheinen, der auch in ihrer eigenen Brust ein seltsames Kribbeln verursachte.
Er kam näher, scheinbar ohne Eile. „Magst du auch was?“ fragte er, als er ihren Tisch erreichte. Der warme Duft der grillierten Kostbarkeiten stieg verlockend auf. „Ich hab mehr als genug.“
Hannah lächelte zurück, etwas überrascht von seinem direkten Angebot. „Gern, danke. Alles sieht so gut aus heute Abend.“
„Ja, irgendwie haben wir es alle geschafft, rechtzeitig hier zu sein“, antwortete er, als er den Teller vor ihr abstellte. „Immerhin, der Winter hält uns nicht auf.“
Sie nickte, nahm sich ein knuspriges Stück Brot und biss hinein. Die dunklen Abende hatten für sie stets eine Herausforderung bedeutet; die langen Schatten hinterließen einen bitteren Nachgeschmack von Einsamkeit. Doch heute, unter der Lichtergirlande, fühlte sich die Kälte erträglicher an. Vielleicht war es das Zusammensein oder die leichten Gespräche, die beruhigender wirkten, als sie erwartet hatte.
Luis setzte sich zu ihr und sie fanden schnell in ein einfaches Gespräch über belanglose Dinge, die mit jedem Satz neue Farben annahmen. Ihre Stimmen vermischten sich mit dem verschwommenen Lärm der anderen, während die Lichter über ihren Köpfen einen ruhigen, gelblichen Schein verbreiteten.
„Ich bin froh, dass du heute hier bist“, sagte er leise und seine Worte entblößten eine Offenheit, die Hannah verblüffte.
„Ich auch“, gab sie zu, unwillkürlich errötend. „Es fühlt sich an, als könnte diese Art von Abend nicht oft genug passieren.“
Sie lachten beide, fanden das Suchen und Finden in jeder Frage, während sich die Feier um sie herum entfaltete. Die Kälte blieb an den Rändern des Abends hängen, doch ihre Handflächen, die sich unabsichtlich aneinander schmiegten, blieben warm. Und so kamen sie sich näher, ohne den Druck der Welt draußen zu spüren.
Der Abend verging schnell, während die Gespräche flossen. Nach und nach begannen die Menschen, sich aufzubrechen, die Umarmungen wurden kürzer und leiser. Aber Hannah und Luis blieben, festgehalten von der stillen Harmonie des späten Abends.
Als die Lichter im Hof schließlich nach und nach ausgingen und nur noch gedämpfte Schatten übrig blieben, erhoben sie sich und gingen gemeinsam mit der letzten Wärme der Lichtergirlande im Rücken hinaus in die kalte Nacht.
Sie gingen langsam, Arm in Arm gedrängt, durch den verschneiten Innenhof, beide mehr als bereit, den Zauber des Augenblicks mitzunehmen in die kalte, aber vertraute Realität des Lebens, das noch vor ihnen lag.




