Die Mäuse und der Lebkuchenmond
Es war ein ruhiger Winterabend in der alten Stadt. Auf dem Dachboden eines historischen Hauses wohnten zwei freche Mäuse: Lilo und Berti. Während draußen der Schnee leise rieselte, hörten die kleinen Mäuse, wie vom Marktplatz aus Glocken und Lachen zu ihnen heraufklangen.
„Es müssen wieder die Weihnachtsbuden sein“, sagte Maus Lilo und zuckte vor Aufregung mit den Schnurrhaaren. „Vielleicht haben sie auch dieses Jahr den köstlichen Lebkuchen!“
„Lebkuchen…“, träumte Berti laut, während er an seinem linken Ohr kaute. „Man erzählt, dass er so gut ist, dass er wie der Vollmond schmeckt!“
Die beiden Mäuse kletterten vorsichtig aus ihrem gemütlichen Versteck, huschten über den knarrenden Holzboden und machten sich auf den Weg zu ihrem alljährlichen Abenteuer – hinab zum bunten Weihnachtsmarkt.
Der geräumige Dachboden, gekleidet in die Dunkelheit des Abends, blieb schnell hinter ihnen zurück. Im diffusen Licht der Straßenlaternen leuchtete der Schnee fast magisch. Der Duft von Tannenzweigen und heißen Maronen lag in der Luft, während die kleinen Pfoten der Mäuse kaum Spuren im frisch gefallenen Schnee hinterließen.
„Sssorgt dafür, nicht übermütig zu sein“, mahnte Berti, als sie sich zwischen den mächtigen Schatten der Altstadthäuser hindurch bewegten, die wie schützende Wächter über ihnen thronten.
Am Marktplatz bot sich ein Bild der puren Freude. Menschen jeden Alters wärmten sich an dampfenden Tassen und umhüllten sich in dicke Schals und Mützen, während sich die Buden im hellen Schein von Lichtern und verzierten Sternen schmückten.
Lilo blieb stehen und schnupperte in die klare Winterluft. „Ich rieche es, Berti! Den Lebkuchenmond!“
Gemeinsam sprinteten sie von Stand zu Stand, bis sie schließlich die verlockende Bude am Ende des Platzes fanden. Ausgestellte Lebkuchenherzen funkelten neben glänzenden Sternen. Doch da war noch jemand: Kater Grau, der ruhend die Szenerie beobachtete.
„Oh, seht, wer sich hier herumtreibt“, schnurrte Kater Grau mit blitzenden Augen. „Seid ihr wieder auf der Suche nach dem Lebkuchen, ihr kleinen Mäusefreunde?“
„Guten Abend, Kater Grau“, piepste Lilo höflich. „Wenn du uns diesen kleinen Wunsch gönnen könntest, wären wir dir sehr dankbar.“
Kater Grau ließ ein tiefes Schnurren erklingen. „Vielleicht, wenn ihr mir etwas von eurer Freude abgeben könntet.“
Lilo und Berti überlegten schnell. „Wir können uns bei dir für eine Runde durch die Stadt revanchieren. Du zeigst uns deine geheimen Verstecke, und wir teilen den köstlichen Lebkuchenmond mit dir!“
Ganz in Gedanken versunken, nickte Kater Grau zustimmend. So führte der stolze Kater die Mäuse über den schneebedeckten Marktplatz, stellte ihnen seine Lieblingsplätze vor – die besten Stellen für warme Sonnenstrahlen oder die schönsten Aussichtspunkte. Schließlich kehrten die drei Freunde zur Lebkuchenbude zurück. Der freundliche Verkäufer hatte bemerkt, wie konzentriert die kleinen Eindringlinge waren und schenkte den drei Freunden ein großes Stück des köstlichen Lebkuchenmondes.
Satt und zufrieden ließen sich alle auf der niedrigeren Fenstersimse nieder, genossen die warme Aussicht und teilten den Duft und Geschmack des gebackenen Glücks miteinander.
Als sich der Schnee leise auf die Stadt senkte, nickten die drei Freunde einander zu, in dem Wissen, dass weniger mehr sein kann, wenn man es teilt. Die Nacht war still und voller Vorfreude, auf das alles, was noch kommen mag.




