Die Enten auf dem Eisweg
Der Winter war in den Wald gezogen, und der kleine Teich war mit einer dicken Schicht glitzerndem Eis überzogen. Die Kälte brachte eine ungewöhnliche Stille mit sich, nur das leise Knirschen der Schneeflocken, die auf das Eis fielen, war zu hören. Am Ufer, halb von Schnee bedeckt, standen zwei kleine Enten und starrten auf den gefrorenen Weg vor ihnen.
“Fips, schau, wie das Eis funkelt!”, rief Ria begeistert. Sie war eine kleine, neugierige Ente mit einem immerwährenden Lächeln auf dem Schnabel. Kalt war es, aber sie liebte den Winter.
Fips, der etwas Vorsichtiger von Natur aus, nickte zögernd. “Aber was, wenn es zu glatt ist?”, fragte er, seine schwarzen Augen voller Skepsis.
Das war der Moment, als Schwan Lumo vorbeikam. Mit seinen eleganten Bewegungen auf dem Eis sah er aus wie eine königliche Gestalt aus einem Märchen. “Keine Sorge, Fips,” sagte Lumo in seiner tiefen, beruhigenden Stimme, “wenn du dich vorsichtig bewegst und auf deine Freunde achtest, kann nichts schiefgehen.”
Ria hüpfte schon aufgeregt auf dem Eis herum, ihre kleinen Entenfüße klapperten fröhlich auf der eisigen Oberfläche. Fips, ermutigt durch Lumos Worte, wagte nun auch den ersten Schritt. Das Eis knirschte und knarrte leicht, doch unter Lumos wachsamen Augen fühlten sich beide Enten sicher.
Der Schnee um sie herum glitzerte im schwachen Sonnenlicht, das durch die weißen Wolken brach und ein zartes, goldenes Licht über den gefrorenen Teich legte. “Schau mal, Fips, ich kann Pirouetten drehen!”, rief Ria und drehte sich fröhlich im Kreis.
Fips versuchte es ihr nachzumachen, doch er rutschte ein wenig und landete mit einem erstaunten Quaken auf seinem Schwanz. Ria kicherte, während Lumo mit wohlwollendem Lächeln zusah.
“Oh, das war ein toller Versuch!”, ermutigte Ria ihren Freund. “Versuch es noch einmal, aber diesmal langsamer.”
Zusammen glitten die drei Freunde über das Eis, und bald hatten sie den Dreh heraus. Das Knirschen des Eises unter ihren Füßen, das Kichern der Enten und das gedämpfte Rauschen des Schilfs am Ufer erfüllten die Luft mit einer friedlichen Melodie.
Übermütig wie sie waren, vergaßen Ria und Fips für einen Moment, achtsam zu bleiben. In ihrem Spiel übersahen sie eine dünnere Stelle auf dem Eis, doch bevor sie gefährlich werden konnte, schob Lumo seine großen Flügel schützend über sie. “Vorsicht, meine kleinen Freunde,” mahnte er sanft, “das Eis trägt uns, solange wir behutsam sind.”
Ein bisschen erschrocken hielten Ria und Fips inne, blickten sich dann an und schmunzelten. “Danke, Lumo,” sagte Fips leise. “Du hast uns wirklich geholfen.”
Die Sonne sank langsam tiefer und färbte den Himmel in sanfte Rosa- und Blautöne. Zufrieden und ein wenig müde machten sich die Entlein auf den Rückweg zum Ufer, begleitet von Lumo, der hoch erhobenen Hauptes neben ihnen her stolzierte.
Am Rand des Teiches angekommen, blieb Fips stehen und schaute in die nun dunkler werdende Winterlandschaft. “Es war schön, aber ohne euch wäre es nicht so sicher gewesen,” sagte er nachdenklich.
Ria plusterte stolz ihr Gefieder auf. “Wir sind Freunde, und Freunde passen aufeinander auf,” sagte sie fröhlich. Und so machten sie sich gemeinsam auf den Heimweg, während der Teich im Mondlicht schimmerte und der Schnee leise unter ihren Füßen knirschte.
Die Welt war in sanftes Schweigen gehüllt, und ein Gefühl der Wärme durchzog das Herz jeder kleinen Ente. In diesem leisen, friedlichen Augenblick wussten sie, dass der Winter noch viele solche Abenteuer für sie bereithalten würde.




