Die Wolkenlichter über dem Dorf
Es war eine stille Winternacht am Dorfrand. Der Schnee glitzerte unter dem Mondlicht und die Hügel schienen in ein silbernes Gewand gehüllt. Juna und Leo standen am Fenster ihres kleinen Holzhauses und beobachteten die weite, verschneite Landschaft.
„Schau, Leo“, flüsterte Juna, „die Sterne funkeln heute besonders hell.“ Ihre Augen glänzten, als sie die klare Winterluft einatmete, die wie kühler Pfefferminzduft durch das Fenster hereinströmte.
„Vielleicht sind das gar keine Sterne“, überlegte Leo laut, der immer ein wenig verträumt war. „Vielleicht sind es Wolkenlichter.“
Juna kicherte und stieß ihren Bruder leicht mit der Schulter an. „Wolkenlichter? So etwas gibt es doch nicht!“
Doch als sie genauer hinsah, entdeckte sie tatsächlich ein sanftes Leuchten, das über den Hügeln schwebte. Die beiden Kinder zogen ihre warmen Mäntel über und liefen hinaus in die stille, kalte Nacht.
Der Schnee knirschte unter ihren Stiefeln, während sie den Hügel hinaufstapften. Der Atem der Kinder bildete kleine Wolken, die sofort in der klirrenden Kälte verschwanden.
Oben angekommen, entdeckten sie ein magisches Flackern am Himmel. Die Wolken schoben sich sanft vor den Mond und hinterließen geheimnisvolle Lichtbänder, die wie bunte Schleifen über das Dorf tanzten.
„Was sind das für Lichter?“ fragte Juna verwundert.
Da erschien zwischen den flimmernden Wolken ein freundliches Gesicht. Es war der Lichtgeist, der Wächter der Wolkenlichter. Sein Lächeln war warm und einladend.
„Keine Angst, Kinder“, sagte der Lichtgeist sanft. „Das Licht gehört allen. Es schenkt Hoffnung und lässt euch träumen.“
Leo trat mutig einen Schritt näher. „Warum sehen wir diese Lichter nur heute Nacht?“
Der Geist schwebte ein wenig näher, seine Erscheinung war wie ein Leuchten aus tausend Sonnenstrahlen. „Manchmal sind sie da, wenn sie am meisten gebraucht werden. Seht hin, ihr teilt diesen Moment mit eurem Dorf.“
Die Kinder schauten übers Dorf. In den warm erleuchteten Fenstern der Häuser sahen sie Menschen, die ebenfalls hinausblickten, entrückt von dem himmlischen Schauspiel.
Juna und Leo fühlten, wie eine tiefe Zufriedenheit in ihnen wuchs. Sie legten sich in den Schnee und schauten gemeinsam zum Himmel hinauf, eingehüllt in die nächtliche Stille und das sanfte Leuchten der Lichter.
„Ich werde immer an diese Nacht denken“, flüsterte Juna leise.
Leo nickte. „Das Licht am Himmel gehört allen. Und es verbindet uns.“
Der Lichtgeist lächelte ein letztes Mal und zog sich langsam in die Wolken zurück, während die Lichter sanft zu verglimmen begannen. Aber ihr warmes Gefühl blieb.
Die Kinder standen auf, klopften den Schnee von ihren Mänteln und machten sich auf den Rückweg. Sie wussten, dass sie diesen magischen Moment immer in ihren Herzen tragen würden.
Zurück in ihrem Haus legten sie sich müde, aber voller Staunen ins Bett. „Gute Nacht, Leo“, murmelte Juna, während sie die Augen schloss.
„Gute Nacht, Juna“, antwortete Leo, und beide schliefen zufrieden ein, umhüllt von der Geborgenheit ihrer gemeinsamen Erinnerung.




