Das Versteck unter der Eisrutsche
Der Winter hatte den Spielplatz fest im Griff. Wie mit Zucker bestäubt glitzerten die Bäume am Rande des Platzes. Die Luft war kalt, und jedes Ausatmen bildete kleine Wölkchen, die schnell im Nichts verschwanden.
Mila, Oskar und Nele stapften auf dem knirschenden Schnee herum. Mila, die immer ein wenig vorauseilte, blieb mit leuchtenden Augen stehen. “Schaut mal”, rief sie, “da ist die neue Eisrutsche!”
Die Rutsche schimmerte im Licht, als ob sie aus purem Kristall wäre. Oskar, der Himmel und Erde in Bewegung setzen konnte, war klug und ein klein wenig ängstlich. “Komm, wir schauen mal genauer hin”, schlug er vor und deutete auf eine kleine Öffnung unter der Rutsche.
Vorsichtig krochen die drei Kinder näher. Der Schnee knirschte leise unter ihren Schuhen. Ihnen schlug ein kühler Hauch entgegen, als sie sich der geheimnisvollen Öffnung näherten. “Was mag da wohl drunter sein?”, fragte Nele leise, die gerne träumte und oft erstaunliche Dinge ersann.
“Vielleicht ist es ein Versteck!”, spekulierte Mila aufgeregt und blinzelte in die Dunkelheit. Ohne lange zu zögern, kletterte sie als Erste in die kleine Höhle. Oskar und Nele folgten ihr rasch, ihre Neugier größer als die leichte Unsicherheit.
Im Inneren der Höhle roch es ein wenig nach feuchter Erde und der Kälte, die selbst im Sommer nicht verschwand. Von draußen drang gedämpft das Geräusch der spielenden Kinder zu ihnen herein.
„Schaut mal, das ist wie eine kleine Kammer!“, sagte Oskar, und sein Misstrauen wich einem Gefühl von Abenteuerlust.
Plötzlich stieß Mila erschrocken einen kleinen Laut aus. “Da ist ein alter Boxdeckel!” Alle drei hielten den Atem an, als sie den Deckel anhoben. Darunter kam eine Sammlung bunter Glasmurmeln, ein kleiner Kompass und ein seltsames, zerknittertes Stück Papier zum Vorschein. „Das muss jemand verloren haben“, flüsterte Nele ehrfürchtig.
Die Kinder schauten sich an. „Vielleicht war das eine Schatzkarte!“, überlegte Oskar laut mit funkelnden Augen.
In dem Moment hörten sie von draußen das Rufen der Schulklingel. “Wir müssen los!” rief Mila, und in der Eile steckten sie die Entdeckung wieder ordentlich an ihren Platz.
Zurück zu den anderen Kindern auf dem Spielplatz, entschieden sie, das Versteck und seinen Schatz als ihr kleines Geheimnis zu bewahren. „Wir kommen morgen wieder“, flüsterte Nele verschwörerisch.
Während sie heimwärts stapften, fühlten sich die drei verbunden wie nie zuvor. Ihre Abenteuerlust war geweckt und gleichzeitig spürten sie, dass sie einen besonderen Moment miteinander teilten.
Zu Hause angekommen, erzählte Mila ihrer Mutter vom Abenteuer. „Weißt du, Mom“, sagte sie leise, „manche Dinge sind schöner, wenn man sie mit Freunden teilt.“ Und so schliefen Mila, Oskar und Nele in dieser Nacht ein, umgeben von Wärme und voller Vorfreude auf den nächsten Tag.




