Die Kinder von der Polarbahn
Die kalte Winterluft wehte durch den Bahnsteig, als sich der Zug langsam in Bewegung setzte. Lia und Tarek hatten es sich im warmen Abteil der Polarbahn gemütlich gemacht. Schneeflocken tanzten wie kleine Ballerinas vor dem Fenster und verwandelten die Welt draußen in ein weißes Märchenland.
Der freundliche Schaffner Tom, ein Mann mit buschigem Schnurrbart und dicken Wollhandschuhen, ging lächelnd durch die Gänge. „Habt ihr euch gut eingemummelt?“, fragte er und schmunzelte, als die Kinder mit vollen Mündern nickten. Die Fahrt sollte eine ruhige werden, aber manchmal birgt die Stille die größten Überraschungen.
Plötzlich ertönte ein leises Seufzen durch den Lautsprecher. „Verehrte Fahrgäste“, verkündete die sonore Stimme des Lokführers, „wir müssen einen unerwarteten Halt im Dorf Schneeberg einlegen. Der Schneesturm hat die Gleise weiter vorn blockiert.“
Ein leises Raunen ging durch die Passagiere. Lia und Tarek sahen einander mit großen Augen an. „Ein Abenteuer!“, flüsterte Lia und Tarek nickte begeistert.
Als der Zug anhielt, trat Schaffner Tom mit einem ernsten, aber freundlichen Gesichtsausdruck zu den Kindern. „Wollen wir mal schauen, ob wir helfen können?“
Auf dem Bahnsteig begrüßte der schneebedeckte Bahnhof sie mit einer geisterhaften Stille. Nur das Knistern des Schnees unter ihren Füßen war zu hören. Die Häuser im Dorf funkelten einladend im warmen Licht ihrer Fenster.
Die Dorfbewohner hatten sich bereits versammelt, besorgt über ihre Gäste im Zug. Eine freundliche Frau mit einem roten Schal begrüßte die Gruppe. „Kommt doch herein, es ist kalt hier draußen“, sagte sie und winkte die Reisenden in die gemütliche Bahnhofshalle, die nach frisch gebackenem Brot und Kakao duftete.
„Darf ich euch unsere Dorfbäckerei zeigen?“ fragte sie herzlich, bevor sie den Weg durch die Straßen einleitete.
Lia und Tarek folgten den anderen Kindern, während Schaffner Tom mit den Dorfbewohnern sprach, wie man den Zug am besten wieder auf die Schiene bringen könnte.
In der Bäckerei wurden sie mit einem warmen Gefühl empfangen. Der Ofen brummte leise, während bunte Kekse mit Zuckerperlen auf den Regalen glitzerten. Die Kinder begannen, Teig zu kneten und Figuren zu formen, während die Erwachsenen heiße Schokolade genossen.
„Das riecht so köstlich!“, sagte Tarek mit leuchtenden Augen. „Ich hätte nie gedacht, dass ein Stopp so schön sein könnte.“ Lia nickte zustimmend, während sie einen Schokokeks probierte.
Nach einer Weile trat Schaffner Tom erneut ein und stellte fest, dass die Kiesschaufelarbeiten gut vorankamen, um die Gleise freizumachen. „Es wird bald weitergehen“, kündigte er an, aber niemand schien darüber enttäuscht zu sein.
Als die Sonne begann, sich hinter dem Horizont zu verstecken und der Himmel in Pastellfarben leuchtete, hatte das gesamte Dorf zusammengeholfen, um ihren Gästen eine unvergessliche Zeit zu schenken.
„Das hat wirklich Spaß gemacht“, lächelte Lia, als sie und Tarek wieder im Abteil saßen. Sie winkten den Dorfbewohnern zu, die am Bahnsteig standen, als der Zug anrollte. „Wir bringen die Wärme des Ortes mit uns“, flüsterte Tarek, während er sich an Lia kuschelte.
Der Zug fuhr wieder, die Schneeflocken begannen erneut ihren Tanz, und in den Herzen der Reisenden blieb die Wärme und Freude dieser ungewöhnlichen Begegnung erhalten.
Gelegentlich holte ein Windstoß das Lachen der Kinder ins Abteil zurück und erfüllte es mit einer sanften, friedlichen Energie. Lia und Tarek schauten verträumt aus dem Fenster und ließen sich von dem sanften Ruckeln in den Schlaf wiegen, bereit für abenteuerliche Träume.




