Der geheime Wunschstern im Kindergarten
Es war ein kalter Wintermorgen, und der Schnee fiel sanft auf die Dächer der kleinen Stadt. Drinnen im warmen Kindergarten surrte die Heizung, und die Kinder spielten fröhlich in verschiedenen Ecken des Raumes. Lina und Omar hatten sich einen besonderen Ort ausgesucht — die kleine Bastelecke am Fenster, wo sie die Schneeflocken beobachten konnten, die leise gegen die Scheiben tanzten.
„Lina, schau mal, wie die Schneeflocken funkeln!“, rief Omar begeistert und wies auf die kristallenen Formen, die schimmernd im Licht des aufgehenden Tages erstrahlten.
Lina lächelte. Sie mochte die ruhigen Momente, die sie mit ihrem besten Freund teilte. „Jede Schneeflocke ist anders, genau wie unsere Wünsche“, sagte sie verträumt und starrte hinaus in den weißen Flockenwirbel.
Erzieherin Frau Herz, eine stets fröhliche Frau mit lockigem Haar, spähte neugierig in die Bastelecke. „Na, woran arbeitet ihr beiden, meine lieben Künstler?“, fragte sie, während sie näher trat.
„Wir basteln Wunschsterne!“, erklärte Omar eifrig und zeigte auf die glitzernden Papiersterne, die sie mit glänzender Farbe und kleinen Perlen verziert hatten.
Frau Herz nickte anerkennend und setzte sich zu ihnen. „Wisst ihr“, begann sie, „jeder dieser Sterne kann einen Wunsch erfüllen. Aber manchmal ist es nicht der Stern, der den Wunsch wahr werden lässt, sondern das Herz, das ihn trägt.“
Lina und Omar dachten eine Weile darüber nach, als Frau Herz aufstand, um den anderen Kindern zu helfen. „Vielleicht kann einer unserer Sterne jemanden besonders glücklich machen“, überlegte Lina.
Die beiden Freunde beschlossen, ihren schönsten Stern zu Ehren der bevorstehenden Weihnachtszeit an das Fenster zu hängen, damit er im Licht glänzte und all die Wünsche der Kinder sammeln konnte.
Am Nachmittag, als die ersten Eltern kamen, um ihre Kinder nach Hause zu bringen, bemerkten Lina und Omar plötzlich, dass ein kleiner Junge still an einem Tisch saß und traurig aus dem Fenster blickte. Es war der neue Junge, Jonas, der noch niemanden wirklich kannte.
„Frau Herz, warum ist Jonas so allein?“, fragte Omar leise.
Frau Herz seufzte sanft und antwortete: „Jonas ist erst vor wenigen Tagen mit seiner Familie hierhergezogen und muss sich noch einleben. Vielleicht könntet ihr ihm euren Wunschstern zeigen?“
Mit einem mutigen Blick und einem freundlichen Lächeln gingen Lina und Omar zu Jonas hinüber. „Hey Jonas, wir haben etwas für dich“, begann Lina und hielt ihm den glitzernden Wunschstern entgegen.
Jonas hob den Kopf und seine Augen leuchteten ein wenig auf. „Für mich?“, fragte er erstaunt.
„Ja, wir dachten, du könntest einen besonderen Wunsch gebrauchen“, erklärte Omar und nickte ermutigend.
Jonas nahm den Stern vorsichtig in seine kleinen Hände und ein zaghaftes Lächeln erhellte sein Gesicht. „Danke, das ist der schönste Stern, den ich je gesehen habe“, flüsterte er glücklich.
In den nächsten Tagen schien es, als hätte Jonas einen Freund gefunden, und er spielte fröhlich mit Lina und Omar. Der Kindergarten fühlte sich für ihn nun ein wenig mehr nach Zuhause an.
Als die Zeit des Nach-Hause-Gehens nahte, sah Lina aus dem Fenster und betrachtete die funkelnden Schneeflocken im abendlichen Licht. „Weißt du, Omar“, sagte sie leise, „manchmal ist es das Schönste, wenn man jemanden glücklich machen kann.“
Omar nickte und sie schauten gemeinsam hinaus, wie die Schneeflocken in der Dunkelheit tanzten. „Ja, und unser geheimer Wunschstern hat seinen Platz gefunden.“
Der Kindergartenraum war erfüllt mit Wärme und der Duft nach Zimt und Tannenzweigen, während die kleinen Lichter des Weihnachtsbaumes sanft funkelten. Die Kinder stapften mit fröhlicher Vorfreude in ihre Winterjacken und verabschiedeten sich von Frau Herz, die ihnen lächelnd nachwinkte.
Und so verabschiedete sich auch der Tag in der kleinen Stadt, während die Schneeflocken draußen ruhig weiterfielen – ein Gefühl von Geborgenheit und Freude erfüllte die Herzen der Kinder.




