Der Schlaf des Weihnachtsdorfes
Es war ein kalter Winterabend im kleinen Weihnachtsdorf. Die Straßen waren gesäumt mit Lichterketten, die sanft im Wind wippten. Überall glitzerten weiß beschneite Tannen und aus den Fenstern der Häuser strahlte warmes Licht. So auch aus Mias Kinderzimmerfenster, hinter dem sie zusammen mit ihrem Papa die Ankunft der Nacht erwartete.
„Ist es schon Zeit, schlafen zu gehen?“, fragte Mia und kuschelte sich in das weiche Fell ihrer Katze Schnee. Schnees Schnurren war der beruhigendste Klang, den Mia kannte.
„Fast, mein Schatz“, sagte Papa leise. „Wir warten noch, bis das ganze Dorf schläft. Möchtest du schauen, ob alle Lichter an sind?“
Mia sprang auf und ging mit Schnee im Arm zum Fenster. Draußen wirkte die Welt unter dem sanft fallenden Schnee still und friedlich. In der Ferne leuchteten die Sternenlichter wie kleine Freundinnen, die über das Dorf wachten.
„Schau, Papa“, sagte Mia und deutete auf die funkelnden Lichterketten. „Es sieht aus, als ob die Sterne auf der Erde tanzen.“
Papa lächelte und zog seine Tochter liebevoll zu sich heran. „Ja, das tun sie. Aber weißt du, auch diesen Lichtern geht irgendwann die Kraft aus. Dann schlafen auch sie. Genauso wie wir.“
Langsam begannen die Geräusche des Dorfes zu verstummen. Man hörte nur noch das leise Knistern der Kaminfeuer in den Häusern und das gelegentliche Heulen des Windes, der Geschichten aus fernen Ländern mitbrachte.
„Kann Schnee heute Nacht bei mir schlafen?“, fragte Mia, während sie im warmen Licht ihrer Tischlampe ein Bild ihrer Familie anschaute. Der Duft nach frischen Keksen, der aus der Küche strömte, kitzelte angenehm in ihrer Nase.
„Natürlich kann Schnee bei dir bleiben“, antwortete Papa. „Vielleicht schnurrt sie dir sogar schöne Träume ins Ohr.“
Langsam begann Papa, das Fenster zu schließen. Die kühle Luft brachte Mias Augen zum blinzeln und ein sanftes Gähnen entwich ihr. Draußen schneite es immer noch und Flocken landeten wie winzige Küsse auf dem Fensterbrett.
„Ich mag diese Abende, Papa“, murmelte Mia schläfrig. „Das ganze Dorf fühlt sich an wie ein großes, warmes Bett.“
Papa lächelte und hob Mia auf seine Arme. „Komm, meine Kleine, lass uns das Dorf zur Ruhe kommen lassen. Wenn das Dorf schläft, darfst du es auch.“
Mia kuschelte sich in ihre Decke, während Schnee sich eng an ihre Seite schmiegte. Gemeinsam schauten sie, wie die glitzernden Lichter nach und nach erloschen und das Dorf seinen sanften Schlaf fand.
Während Mias Augen schwerer wurden, spürte sie die beruhigende Nähe von Schnee und Papa. Alles fühlte sich geborgen und sicher an, als die letzte Lichterkette verstummte und das Weihnachtsdorf zur Ruhe kam.
Schneeflocken tanzten vor dem Fenster und flüsterten Weihnachtsgeschichten in die Nacht. Die Welt war friedlich, und Mia schlief mit einem Lächeln im Gesicht und dem Wissen, dass sie behütet war.




