Der Polarwolf und die letzte Laterne
In der stillen Weite der verschneiten Hochebene tanzten die Schneeflocken sanft im Wind. Der Wolf Arvid stapfte durch den tiefen Schnee, seine Pfoten hinterließen einsame Spuren. Der Wind pfiff leise ein melancholisches Lied, während Arvids Pelz ihn warm hielt. Doch in seinem Herzen schlich sich die Kälte der Einsamkeit ein.
Über ihm breitete sich der sternenklare Himmel aus, und ab und zu blitzte das Polarlicht auf, das wie ein grüner Schleier über den Himmel zog. Arvid seufzte und blickte auf den vereisten See, der wie ein riesiger, spiegelglatter Edelstein lag.
In der Ferne glomm ein schwaches Licht. Neugierig und mit einem Funken Hoffnung beschleunigte Arvid seinen Schritt. Es war, als würde das Licht ihn rufen und seine Einsamkeit für einen Moment vergessen machen.
Als er näher kam, sah er, dass es eine kleine Laterne war, die an einem alten Baum hing. Arvid schnupperte an der Luft, die nach winterlicher Kälte und einem Hauch von Tannennadeln roch.
„Ej, wer bist du?“, ertönte plötzlich eine zarte Stimme. Arvid drehte sich um und sah ein Schneehuhn, das ihn mit neugierigen Augen musterte. „Ich heiße Arvid und bin auf der Suche nach einem Ort, wo das Licht Wärme bringt“, antwortete der Wolf sanft.
„Nun, dies hier ist die letzte Laterne auf der Hochebene“, erklärte das Schneehuhn, das sich als Fria vorstellte. „Sie steht hier schon ewig, um denen Licht zu spenden, die es brauchen.“
Arvid lächelte ein wenig. „Vielleicht könnte ich ein wenig Licht gut gebrauchen.“
Gemeinsam setzten sich Arvid und Fria in den Schnee und blickten in die Laterne. Das Licht flackerte sanft, und eine friedliche Stille umhüllte sie.
Nach einer Weile erschien eine weitere Gestalt, die aus dem Dunkel der Winternacht schlich. Eine Robbe mit glänzendem Fell, das im Mondlicht schimmerte. „Hallo! Darf ich mich zu euch gesellen?“, fragte die Robbe heiter.
„Natürlich!“, rief Fria erfreut. „Je mehr, desto fröhlicher!“ Die Robbe, die Nanu hieß, rollte sich neben ihnen auf dem Schnee ein.
Die drei ungleichen Freunde genossen die Ruhe und das sanfte Licht der Laterne. Sie erzählten alte Geschichten und lachten über kleine Abenteuer. Arvid fühlte, wie sich seine Einsamkeit langsam in warme Geborgenheit verwandelte.
„Wisst ihr“, sagte Arvid leise, „dieses kleine Licht hat mehr verändert, als ich dachte.“
„Manchmal“, antwortete Fria, „ist ein Licht gerade genug, um die Dunkelheit zu vertreiben.“ Nanu nickte zustimmend und gähnte. „Und Freunde helfen, uns selbst in der tiefsten Winternacht nicht allein zu fühlen.“
Arvid lächelte zufrieden und ließ seine Blicke noch einmal über den stillen, verschneiten See wandern. Die Nacht war so friedlich und die weißen Weiten so beruhigend, dass er sich wünschte, dieser Moment würde nie vergehen.
Über ihnen tanzte das Polarlicht in immer neuen Formen, als würde es ihre Freundschaft feiern. Und während sie dort saßen, fühlte Arvid, dass Weihnachten und Licht im Herzen näher waren, als er je gedacht hatte.
Die Nacht war voll von sanftem Licht und leiser Freude. Diese kleine Laterne auf der verschneiten Hochebene hatte die Dunkelheit durchbrochen und seinen Weg erhellt. Und so beschlossen sie, die Nacht gemeinsam zu verbringen, umgeben von Licht, das in Freundschaft erstrahlte.




