Die Wunschliste im Schneeglas
Es war ein frostiger Winterabend, und Mara und ihr Bruder Finn saßen zusammen im warmen Kinderzimmer. Durch das Fenster konnte man die glitzernden Schneeflocken sehen, die im Licht der Straße tanzen. “Schau mal, Finn! Wie wunderschön die Schneeflocken funkeln!” rief Mara begeistert und drückte ihre kleine Nase gegen das kalte Glas.
Finn zuckte mit den Schultern, während er seine Bauklötze stapelte. “Ja, sie sind schön. Aber weißt du, was noch schöner wäre? Ein echter Schneemann!”
Mara grinste. “Den Wunsch kann ich gerade nicht erfüllen. Aber vielleicht finden wir den magischen Wunschbringer!”
Finn lachte. “Glaubst du wirklich daran? Wir könnten Frau Holm fragen. Sie kennt bestimmt jeden Zaubertrick, den es gibt!”
Frau Holm, die liebe Nachbarin von nebenan, war immer für eine Überraschung gut. Die Kinder liebten ihre spannenden Geschichten und waren überzeugt, dass sie mehr Geheimnisse kannte, als sie zuzugeben bereit war.
Kurz darauf klopften Mara und Finn an die Tür von Frau Holm. Die alte Dame öffnete mit einem freundlichen Lächeln. Ihr wolliger Schal war fest um den Hals gewickelt, und sie roch nach frisch gebrühtem Kakao.
“Kommt herein, ihr Lieben!” sagte sie und führte sie in ihr warmes Wohnzimmer. “Was führt euch an diesem kalten Abend zu mir?”
Mara blickte sich um und blieb an einem wunderschönen Schneeglas auf einem der Regale hängen. Sie ging näher heran und schaute fasziniert in das kleine Wunderland aus glitzerndem Schnee und Miniaturhäuschen.
“Oh, dieses Schneeglas ist so wunderschön!” staunte sie. Finn gesellte sich zu ihr und nickte. “Hast du darin einen Wunsch versteckt, Frau Holm?” fragte er schelmisch.
Frau Holm kicherte leise. “Nun, vielleicht steckt darin tatsächlich ein kleiner Weihnachtszauber. Man sagt, dass jedes Schneeglas eine Wunschliste birgt … Aber man muss genau hinschauen und ganz fest an seinen Wunsch glauben.”
Mara und Finn sahen sich mit leuchtenden Augen an. “Dürfen wir das Schneeglas einmal schütteln?” fragte Mara aufgeregt.
Die Nachbarin nickte. “Natürlich, aber seid vorsichtig. Man weiß nie, welchen Wunsch es hervorbringen könnte.”
Mara nahm das Schneeglas vorsichtig in die Hände und schüttelte es leicht. Die Flocken taumelten wie in einem wilden Tanz, und plötzlich erschien eine kleine Liste im Inneren. Finn schob sich näher heran. “Wow, da steht wirklich etwas drauf!” rief er.
“Lass uns das näher anschauen!” Mara drehte das Glas, um die winzige Schrift zu entziffern. “Da steht: 'Glück für jeden, den man liebt, und ein Lächeln für jeden, dem man begegnet.'”
Frau Holm lächelte wissend. “Vielleicht solltet ihr die Liste mit einem kleinen Geheimnis für euch behalten — dann wird der Weihnachtszauber wirken.”
Die Geschwister nickten still. “Vielleicht ist der größte Wunsch, dass es allen gut geht,” sagte Finn sacht.
Nach einer Tasse duftendem Kakao und einigen weiteren Geschichten verabschiedeten sich Mara und Finn von Frau Holm und kehrten in ihre Wohnung zurück. Der Schnee fiel nun dichter, und sie beobachteten, wie die Laterne vor ihrem Fenster den frischen Puder erhellte.
Mara legte ihren Kopf vorsichtig an Finns Schulter. “Weißt du was, Finn? Ich wünsche mir, dass Frau Holm ein schönes Fest hat und viele lächelnde Gesichter sieht.”
“Und ich wünsche mir, dass Mama und Papa fröhlich sind, ganz egal, was sie auf ihrer eigenen Wunschliste stehen haben,” ergänzte Finn.
Die Geschwister lächelten. Sie wussten, dass sie in dieser kalten Winternacht etwas Wichtiges gelernt hatten. Manchmal waren die größten Wünsche die, die man für jemand anderen hoffte.
Eine angenehme Stille legte sich über das Zimmer. Und während die Schneeflocken weiterhin ruhig und zart am Fenster vorbeizogen, kuschelten sich Mara und Finn in ihre Decken. Mit dem sanften Licht des Mondes, das sie durch das Fenster küsste, schliefen beide mit einem Gefühl der Wärme und Geborgenheit ein.
Der Schnee fiel weiter, leise und unaufhörlich, wie eine Decke der Ruhe — bis zum Morgen, der neue, freudige Wünsche bringen würde.




