Der verschwundene Stern vom Stadtplatz
Es war eine kalte Winternacht in der kleinen Altstadt. Die Sterne leuchteten am klaren Himmel, und vom Stadtplatz erstrahlte der große Weihnachtsbaum mit all seinen funkelnden Lichtern. Menschen strömten zusammen, um das Lichtermeer zu bewundern und die weihnachtliche Atmosphäre zu genießen.
Inmitten dieser festlichen Stimmung standen Kian und Sara, zwei junge Freunde, die sich seit dem Sommer in der Schule begegnet waren. Sara, mit ihrem immer neugierigen Blick, reckte sich zu Kian hinauf und flüsterte: “Hast du schon gemerkt, dass der große Stern fehlt?”
Kian, der stets ein scharfes Auge für Details hatte, sah plötzlich hinauf und bemerkte, dass tatsächlich der Stern an der Spitze des Weihnachtsbaums verschwunden war. “Oh nein, der Stern fehlt wirklich!”, rief er überrascht. Das letzte Mal hatten sie ihn noch erst gestern Abend bei der großen Eröffnung gesehen.
Gemeinsam machten sich die beiden auf die Suche. Der Schnee knackte unter ihren Füßen, und ihre Atemwolken schwebten vor ihren Gesichtern in der kalten Luft.
“Vielleicht ist er einfach runtergefallen und im Schnee begraben?”, überlegte Sara und beugte sich hinab, um unter die unteren Äste des Baums zu schauen.
Zur gleichen Zeit kam Polizistin Frau Wolff, eingepackt in einen dicken Mantel und mit Helm, die warme Mütze fest auf dem Kopf. Sie nickte den Kindern zu, als sie die Aufregung bemerkte. “Guten Abend, Kinder. Was führt euch heute Abend hierher?”
“Frau Wolff, der Stern vom Baum ist weg!”, platzte es aus Kian heraus.
Frau Wolff runzelte die Stirn und ging näher an den Baum heran. “Nun, das ist ja ein seltsames Rätsel. Ich denke, wir sollten dem nachgehen. Detektive Schnuppenmarke – das seid ihr jetzt, einverstanden?”
Kian und Sara kicherten und besiegelten ihren neuen Titel durch einen energischen Handschlag. „Los geht’s!“, rief Sara entschlossen.
Sie begannen ihre Suche auf dem Platz und fragten ein paar Passanten, ob ihnen etwas aufgefallen sei. Der Duft von Punsch wehte aus den Ständen zu ihnen herüber und vermischte sich mit dem süßen Geruch gebrannter Mandeln.
“Ich habe gestern eine Leiter gesehen, aber ich dachte, es sei ein Teil der Dekoration”, erzählte Herr Brunner, der Bäcker nachdenklich.
„Eine Leiter!“, wiederholte Sara. „Wenn jemand eine Leiter benutzt hat, ist der Stern sicherlich geklaut worden!“
„Aber wer würde das tun?“, überlegte Kian laut, während sie von Geschäft zu Geschäft gingen, um mehr Hinweise zu finden.
Mit der Zeit wurde der Platz leerer, die kühle Nacht brachte einen ruhigeren Ton. Die Lichter am Baum glitzerten weiterhin, nur die Spitze war dunkel.
„Vielleicht ist es nicht so schlimm. Vielleicht wollte jemand einfach nur den schönsten Stern für sich selbst haben. Manchmal kann man einem solchen Glanz nicht widerstehen“, sinnierte Frau Wolff sanft. „Lasst uns einen Blick auf die Kameraaufzeichnungen werfen, bevor die Stadt überhaupt erwacht.“
In der Wache, nahmen sie die Videoaufzeichnungen des Platzes durch. Tatsächlich, dort – Kian, Sara und Frau Wolff schauten gebannt auf den Bildschirm – zeigte sich ein schusseliger älterer Mann, der den Stern tatsächlich eingepackt hatte und dann verzweifelt suchend zurückging, um ihn wieder an seinem Platz zu befestigen.
„Das ist ja der Herr Winterfeld!“, erkannte Sara. „Er hat bestimmt nur helfen wollen, irgendetwas zu reparieren.“
Der Tag brach langsam herein, als die spannende Nacht sich ihrem Ende näherte. Frau Wolff und die Kinder gingen erneut auf den Platz, um den Stern zurückzubringen. Sie beschlossen, ihn mit Hilfe der Nachbarn wieder auf seinen Platz zu bringen.
Am folgenden Tag stand der Stern wieder an seiner Stelle und funkelte noch heller als zuvor, nicht allein durch die Lichter, sondern vor allem durch die Freude über die nun groß und glücklich gelöste Sache.
„Ende gut, alles gut“, seufzte Kian zufrieden. Der glitzernde Stern erinnerte sie daran, dass Ehrlichkeit und der Mut, zu seinen Taten zu stehen, etwas ganz Besonderes war. Sie gingen mit einem warmen Gefühl der Freundschaft nach Hause, das Schnee unter ihren Füßen ein leises Lied aus Weihnachten und Geborgenheit spielen ließ.




