Das Winterfest hinter der Turnhalle
Es war ein kalter Winterabend, als Lia und Noel mit ihrem Sportlehrer Max hinter der Turnhalle standen. Der Schnee knirschte leise unter ihren Stiefeln, und die Luft war erfüllt von der Kälte, die in die Nasen biss. Dort, im Schulhof, hatten sie mit Max Feuerschalen aufgestellt, deren flackernde Flammen einen gemütlichen Schein verbreiteten.
„Ich freue mich so auf heute Abend“, sagte Lia und zog die bunte Mütze tiefer über ihre Ohren. Max lächelte und rückte den Holzstapel zurecht. „Ich auch, Lia. Diesmal gestalten wir das Fest ganz anders“, meinte er und zwinkerte.
Noel, der immer ein wenig zurückhaltend war, beobachtete die Funken, die in den klaren Nachthimmel stoben. „Glaubt ihr, es kommen viele?“ fragte er mit einer leisen Stimme, die im Wind fast verloren ging.
„Bestimmt! Jeder ist eingeladen, das wisst ihr doch“, antwortete Max mit aufmunterndem Ton. „Wir wollen, dass sich alle als Teil der Gemeinschaft fühlen.“
Langsam trudelten die ersten Kinder ein, eingehüllt in dicke Jacken und bunte Schals. Der Schulhof war erfüllt von aufgeregtem Geplapper und den Geräuschen von knirschendem Schnee. Glänzende Lichterketten spannten sich zwischen den Bäumen, und es roch verheißungsvoll nach heißem Kakao, der von einem nahegelegenen Stand ausgeschenkt wurde.
Lia nahm Noels Hand und zog ihn zu einer der Feuerschalen. „Komm, wir wärmen uns auf!“ Noels Gesicht leuchtete im Schein der Flammen. Es tat gut, hier zu sein, mit Freunden, die ihn akzeptierten, so wie er war.
In der Zwischenzeit bereitete Max eine kleine Überraschung vor. „Ich dachte, wir könnten heute Abend ein gemeinsam gesungenes Lied starten. Was haltet ihr davon?“
Lias Augen strahlten. „Das wäre wundervoll! Musik verbindet doch alle.“
Und so begannen die Kinder, sich um die Feuerschale zu sammeln. Max holte seine Gitarre hervor. Die ersten Töne erklangen in der dunklen Winternacht, und langsam fielen die Kinder in den Refrain ein. Ihre Stimmen mischten sich mit dem Knistern des Feuers und dem leisen Rascheln der Baumwipfel.
Noel, der Anfangs noch zögernd war, fand Mut in Lias festem Griff und stimmte mit sanfter Stimme ein. Um ihn herum formte sich ein warmer Kreis aus Lachen, unbeschwerten Gesichtern und freundlichen Worten.
Der Abend nahm seinen Lauf, während immer mehr Kinder dazukamen, selbst einige Eltern hatten sich eingefunden, um das Fest zu erleben. Die Feuerschalen wärmten die Herzen, und das Gefühl der Zusammengehörigkeit wuchs. Man wusste, man war nicht allein.
Als die Feier dem Ende zuging, verspürte Noel ein überwältigendes Gefühl der Geborgenheit. Er stand da, sah in die Gesichter ringsherum und lächelte. Hier passierte etwas Besonderes. Er verstand, dass jede*r dazugehört und dass jede Stimme in der dunklen Nacht gehört werden sollte.
Als die letzten Lieder verklangen und die Gesellschaft sich langsam auflöste, blieben Lia, Noel und Max noch bei den Feuerschalen stehen. „Das war schön“, meinte Noel leise. Er drückte Lias Hand und wusste, dass dieses Gefühl noch lange in ihm nachhallen würde.
„Ja, es war schön“, bestätigte Max lächelnd. „Gute Nacht, ihr beiden. Ich freue mich schon auf das nächste Fest mit euch.“
Der Schnee fiel sanft herab und legte sich schützend über den Hof. In dieser ruhigen Winterwelt war kein Platz für Einsamkeit. Jede*r gehörte dazu. Und mit diesem Gedanken trat Noel den Heimweg an, voller Vorfreude auf all das, was noch kommen würde.




