Der Mondschlitten der Träume
Es war eine dieser klaren Winternächte, in denen der Himmel wie ein tiefblaues Samttuch gespannt war, gesprenkelt mit funkelnden Sternen. Feli saß am Fenster und beobachtete, wie der Atem kleine Wolken auf das Glas zauberte. Es roch frisch und schneidend kalt, als sie das Fenster ein wenig öffnete, nur um das Knistern der winterlichen Stille draußen zu hören.
Plötzlich fiel ihr Blick auf das Dach gegenüber. Dort, umgeben vom silbrigen Mondschein, stand ein ungewöhnlicher Schlitten. Er schillerte leise und schien nicht aus Holz oder Metall, sondern aus Mondstaub und Sternenstrahlen gemacht zu sein.
Felis Herz pochte vor Aufregung. Sie schlüpfte leise aus dem Bett und zog ihren wärmsten Pullover über. Auf Zehenspitzen schlich sie sich ins Treppenhaus und hinauf auf den Dachboden. Dort führte eine knarrende kleine Tür hinaus aufs Dach.
Der Schnee knirschte federleicht unter ihren Füßen, während Feli vorsichtig zum Schlitten trat. Eine sanfte Stimme rief sie zu sich: „Komm nur näher, Feli.“ Ein freundlicher alter Mann mit einem Kranz aus Flüstern im Haar saß dort. „Ich bin der Traumschlittenführer“, lächelte er sanft.
„Wo fährt der Schlitten hin?“, fragte Feli neugierig.
„Er bringt dich an die Orte, die du in deinen Träumen sehen möchtest“, erklärte der Schlittenführer und seine Augen funkelten im Mondlicht.
„Möchtest du mitkommen?“ fügte er hinzu, als er Felis Begeisterung sah. Sie nickte begeistert, ihre Augen weit vor Staunen.
Der Schlittenführer half ihr, es sich auf den glitzernden Sitzen gemütlich zu machen, und mit einem sanften Ruck setzte sich der Schlitten in Bewegung. Leise, wie die Schneeflocken, die hereintanzten. Der kalte Wind roch nach Tannennadeln und einem Hauch von Lebkuchen, und Feli kuschelte sich zufrieden unter eine mondhelle Decke. Der Schlitten glitt über die Dächer der Stadt, vorbei an schlummernden Häusern und stillen Straßen.
„Schließe deine Augen, und denke an einen Traum, den du siehst, nur Mut“, flüsterte der Schlittenführer. Feli spürte die Wärme seiner Stimme und fühlte sich sicher und geborgen.
Sie erinnerte sich an das Meer, das sie nur aus Geschichten kannte, und zu ihrer Überraschung spürte sie plötzlich den salzigen Duft der Ozeane, hörte das sanfte Rauschen der Wellen. Der Schlitten segelte geschmeidig über ein schimmerndes Meer, und Feli lachte leise vor lauter Glück.
„Jede Nacht hat so viele Träume“, erklärte der Schlittenführer, „und du kannst sie alle besuchen, eins nach dem anderen.“
Feli konnte gar nicht genug bekommen von den fantastischen Bildern, die sich in der Kälte der Winternacht vor ihr entfalteten. Sie glitten über einen Wald, in dem Funkenlicht die Bäume wie Wunderkerzen zum Leuchten brachte, und durch das Tal, in dem ein Fluss glitzernde Sternensplitter mit sich führte.
„Und was, wenn der Schlitten morgen wiederkommt?“, murmelte Feli schläfrig. Der Schlittenführer lächelte geheimnisvoll.
„Träume finden immer ihren Weg zu denen, die ihnen die Tür öffnen“, antwortete er.
Der Schlitten kehrte gemächlich zurück, und das vertraute Dach erschien im Blickfeld, beleuchtet vom sanften Lächeln des Mondes. Langsam senkte sich der Schlitten auf das frostige Dach, der Schnee funkelte im Mondlicht.
Feli stieg aus, verabschiedete sich mit leuchtenden Augen vom Traumschlittenführer und schlich sich nach drinnen zurück, das Herz voller Abenteuer. Im Bett eingekuschelt, spürte sie noch die Wärme des Mondschlittens in ihren Träumen.
Sacht schloss sie die Augen, und während draußen der Wind über die Dächer säuselte, wusste Feli, dass die Nacht voller Möglichkeiten war. Träume tragen durch die Nacht.




