Der Stern über dem Hausboot
Es war eine zauberhafte Winternacht auf dem stillen Fluss. Schneeflocken tanzten leise vom Himmel und bedeckten die Welt wie ein weiches Winterbett. Auf dem Hausboot, das sanft auf dem Wasser schaukelte, lebten Jule, ihr Papa und die kleine Katze Maja.
Jule saß warm eingekuschelt auf dem Sofa im kleinen Wohnzimmer des Hausbootes. Die Lichterkette, die Papa um die Fensterrahmen gewickelt hatte, glitzerte behaglich in den Farben von roten, grünen und blauen Lämpchen. Der Duft von Plätzchen lag in der Luft, den Papa vorher gebacken hatte, während Maja leise schnurrend an Jules Seite lag.
„Papa, schau mal“, sagte Jule und zeigte zum Fenster, „es schneit immer noch.“
Papa lächelte und stellte sich neben sie. „Ja, mein Schatz, wie Puderzucker, nicht wahr?“
Jule nickte und beobachtete die Schneeflocken, die glitzernd zur Erde trieben. Plötzlich erschien über dem Nachthimmel ein Stern, heller und wärmer als alle anderen. Er funkelte direkt über ihrem Hausboot und glaubte fast, Jules Herz einen kleinen Luftsprung machen zu sehen.
„Dieser Stern sieht aus, als wär er nur für uns da!“, rief sie begeistert.
Papa legte einen Arm um Jule. „Vielleicht zeigt er uns, wo unser Zuhause ist“, sagte er sanft.
Die kleine Katze Maja reckte sich und sprang mit einem Miau auf das Fensterbrett, um ebenfalls einen Blick auf den Stern zu werfen. Ihr Schwanz kringelte sich wie ein Fragezeichen, als sie schnurrend gegen Jules Arm stupste.
Draußen begannen die Glocken der nahen Kirche leise Weihnachten einzuläuten, und ihr Klang mischte sich mit dem Flüstern des Schnees. Jule lehnte ihren Kopf gegen Papas Schulter und schloss die Augen, spürte die Wärme des Hauses und die ruhigen Bewegungen des Hausbootes. Jeder kleine Laut, der Wind, das Knistern des Holzes, das Plätschern des Wassers – alles wurde sanft und vertraut.
„Denkst du, der Stern bleibt da die ganze Nacht?“, fragte Jule dann, ohne die Augen zu öffnen.
„Vielleicht“, sagte Papa, „denn manchmal bleiben die schönsten Dinge bei uns, wenn wir uns nur erlauben, sie zu sehen.“
Die Nacht hing wie ein dunkler Samtmantel über ihnen, während der Stern über dem Hausboot in unendlicher Geduld wartete. Der Schnee fiel weiter sacht auf das Deck und die Wellen wiegten das Boot in einem sanften Takt.
Schließlich kam der Moment, als Jule, warm geborgen und mit einem Herz voller Glück, ganz müde wurde. Ihr Papa trug sie sanft in ihr kleines Bett, deckte sie zu und Maja legte sich schnurrend an ihre Füße.
Bevor sie völlig in den Schlaf glitt, flüsterte sie leise: „Zuhause, das ist ein ganz besonderer Ort, oder?“
Papa strich ihr übers Haar. „Ja, und manchmal merkt man, dass man genau dort ist, während die Sterne für uns alle leuchten.“
Jule lächelte im Einklang mit dem warmen Licht des Sterns und fiel in einen leisen, friedlichen Traum, während der Stern über dem kleinen, schwankenden Hausboot weiter wachte. Zuhause war genau hier – mit Papa, mit Maja und mit dem leisen Fluss.



