Der Tunnel unter dem Spielplatz
An einem warmen Sommernachmittag, als das Licht der Sonne sanft durch die Blätter der großen Kastanienbäume auf den staubigen Boden des Spielplatzes fiel, liefen Sami und Lotta umher. Heute war ein besonderer Tag, denn sie hatten beschlossen, die verborgenen Ecken des Spielplatzes zu erkunden.
„Ich wette, dass wir etwas Spannendes finden werden“, sagte Sami zu Lotta und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Lotta, immer voller Abenteuerlust, nickte eifrig. „Vielleicht einen alten Schatz!“, rief sie und ihre Augen funkelten wie die Sonnenstrahlen, die durch die Blätter tanzten.
Sie gingen an den Schaukeln vorbei, deren Ketten leise im Wind klirrten, und weiter zu dem versteckten Teil des Spielplatzes, wo der alte Weidentunnel stand. Der Tunnel war aus dünnen, geflochtenen Weidenzweigen gebaut und bot kühlen Schatten. Dort blieb Lotta plötzlich stehen. „Hast du das gesehen?“, fragte sie und zeigte auf die Erde.
Dort war ein kleiner Eingang, fast wie der Anfang eines Tunnels, knapp unter dem dichten Geflecht der Weidenzweige. „Werkzeug sicher“, sagte Sami, denn sein großer Traum war es, Bauarbeiter zu werden, und er liebte es, neue Dinge zu entdecken und auf Nummer sicher zu gehen. Mit Neugier und leichtem Zögern krochen die beiden in den kleinen Tunnel.
Im Inneren war es kühl und der Boden roch nach frischer Erde und Gras. „Vielleicht führt er zu einem verborgenen Raum unter dem Spielplatz!“, flüsterte Lotta, immer ein Träumerin. Doch Sami erinnerte sich daran, was Hausmeister Herr Krug stets sagte: „Spielt sicher und kennt eure Grenzen.“
Nachdem sie einige Meter gekrochen waren, stießen sie tatsächlich auf einen kleinen Raum. Er war nicht mehr als eine unerwartete Erweiterung des Tunnels, ein kleiner hohler Fleck, den der Tunnel für sich beansprucht hatte. In der schwachen Beleuchtung des Tunnels bemerkten sie alte Spielzeugautos und farbige Murmeln.
„Schau, das hier ist ein verlorener Schatz“, sagte Lotta und ihre Stimme kam als gehauchtes Echo zurück, was sie beide kichern ließ. Sami, etwas abenteuerlustiger geworden, sammelte die Murmeln ein und dachte daran, sie zu Herrn Krug zu bringen.
Gerade als Sami das Licht des Ausgangs wieder erkannte, hörten sie eine freundliche Stimme rufen. Es war Herr Krug, der mit einem sanften Lächeln unter seiner grünen Schirmmütze dastand. „Alles gut bei euch, ihr Entdecker?“, fragte er, während er einladend die Tür des Bauwagens öffnete.
Sami und Lotta krochen aus dem Tunnel und zeigten stolz ihren Fund. „Wir haben nur diese zwei Dinge gesammelt“, erklärte Sami und hielt die Murmeln empor. Herr Krug lächelte und meinte: „Ihr habt es gut gemacht, dass ihr zurückgekommen seid und nichts kaputt gemacht habt. Entdecken ist toll, aber es ist wichtig, auf die Wege zu achten.“
In der warmen Abendsonne setzten sich die drei auf die Stufen des Bauwagens. Herr Krug erzählte von den Bauarbeiten, die er selbst begonnen hatte, und wie der Tunnel ein alter Geheimweg war, den er als Kind entdeckt hatte. Die Kinder hörten gebannt zu, während die Sonne langsam hinter den Bäumen verschwand.
„Vielleicht entdecken wir morgen noch mehr“, sagte Lotta verschmitzt und gähnte. Mit einem sanften, erdigen Duft in der Nase und der Abendkühle auf der Haut, teilten sie die Murmeln auf. Sami legte eine in die braunen Hände des Hausmeisters. „Zur Erinnerung an deine Entdeckerzeiten“.
Als die Kinder nach Hause gingen, tropfte die Nacht wie ein wärmender Kokon über den Spielplatz. „Bis morgen, Entdecker“, rief Herr Krug ihnen nach. Lotta und Sami fühlten sich geborgen und voller Vorfreude auf die nächste Entdeckung unter dem sommerlichen Sternenhimmel.




