Der Tunnel unter dem Weihnachtsmarkt
Der Weihnachtsmarkt glitzerte in bunten Lichtern, während Niko und Liya mit roten Nasen und wärmenden Schals die festliche Stimmung genossen. Überall waren Stände mit süßem Gebäck und dampfendem Kakao. Der Duft von verbranntem Zucker und frischen Tannenzweigen lag in der kalten Luft.
„Schau mal, da drüben!“ rief Niko aufgeregt und deutete auf eine kleine Lücke zwischen zwei Ständen. Liya schlich hinüber, gefolgt von Niko. Verborgen hinter einigen alten Brettern lag der Eingang zu einem schummerigen Tunnel.
„Was wohl da drin ist?“ flüsterte Liya mit einem geheimnisvollen Lächeln. Ihre Augen funkelten vor Abenteuerlust.
„Vielleicht führt er zu einem Schatz,“ meinte Niko, dem die Neugier ins Gesicht geschrieben stand. Er konnte nie genug von Geschichten und Geheimnissen bekommen.
Langsam schoben sie die Bretter zur Seite, und ein kalter Luftzug wehte ihnen entgegen. „Brrr… es riecht nach feuchtem Stein,“ bemerkte Liya und ging einen Schritt zurück. Doch Niko zögerte nicht, schnappte eine Taschenlampe aus seinem Rucksack und leuchtete in die Dunkelheit.
„Komm, lass uns mal nachsehen. Wir dürfen nur nicht zu lange bleiben,“ sagte er.
Mit einem leisen Knirschen betraten sie den Tunnel. Die Geräusche des Weihnachtsmarkts wurden gedämpft, und ein sanfter Hall entstand, während sie auf dem losen Schotter gingen. Über ihnen wölbte sich ein altes Kellergewölbe, und Spinnweben schimmerten im Licht.
„Wow, das sieht wirklich alt aus,“ stellte Liya fest. Sie beugte sich vor und strich über die raue Steinwand. „Vielleicht gehört es zur alten Stadtgeschichte.“
Sie folgten dem Tunnel, der sich in mehreren Windungen durch das unterirdische Gemäuer schlängelte. Die Kälte kroch ihnen langsam in die Knochen, aber der Wunsch, das Geheimnis zu lüften, hielt sie bei Laune.
„Hörst du das?“ Niko blieb stehen. Weit hinten war ein leises Plätschern zu hören. „Vielleicht ein unterirdischer Bach,“ meinte er.
Sie gingen weiter, und das leise Plätschern wurde deutlicher. Plötzlich endete der Tunnel an einer alten, mit moosigen Steinen bedeckten Mauer. Neben ihr strömte tatsächlich ein schmaler Bach, dessen Wasser im dunklen Grün schimmerte.
„Die Stadt ist voller Geheimnisse,“ flüsterte Liya ehrfürchtig. Sie spürten beide, dass dies ein besonderer Ort war, geschützt und vergessen zugleich. Plötzlich fühlten sie sich müde, aber zufrieden, als hätten sie etwas gefunden, das nur ihnen gehörte.
Mit einem letzten Blick ins Gewölbe und einem Händedruck beschlossen sie zurückzukehren. Als sie die Bretter wieder an ihren Platz legten und zurück auf den Weihnachtsmarkt schlüpften, spürten sie die wohlige Wärme der vertrauten Umgebung.
Hungrig und mit roten Wangen steuerten sie den Stand mit den wundervoll duftenden Maronen an. Sie wussten, dieser kleine geheimnisvolle Ausflug würde für immer in ihrem Herzen bleiben.
Nachdem sie sich gemeinsam eine Tüte der köstlichen Leckerei geteilt hatten, fuhr eine sanfte Freude und ein Gefühl der Zufriedenheit durch sie. Die Geheimnisse der Stadt blieben, um eines Tages ein neues Abenteuer zu bergen.
Der Abend senkte langsam seine dunklen Vorhänge über den Markt, und die Lichter strahlten wärmer als zuvor. Hand in Hand machten sich Niko und Liya auf den Heimweg, gefüllt mit neuen Geschichten und der Gewissheit, dass die besten Abenteuer manchmal direkt unter den eigenen Füßen zu finden sind.




