Der verlorene Handschuh auf dem Weihnachtsmarkt
Es war eine klare, kalte Winternacht, als Paula und Yunus mit ihren Familien den kleinen Weihnachtsmarkt im Park besuchten. Überall hingen Lichterketten, die in tausend Farben glitzerten. Der Duft von gebrannten Mandeln und heißem Kakao lag in der Luft und vermischte sich mit dem leisen Klingen von Weihnachtsmusik.
Paula trug ihre liebste rote Mütze und einen dick gepolsterten Mantel, während Yunus mit einer kuscheligen blauen Jacke und seinem langen, grünen Schal fröhlich neben ihr herhüpfte. Beide Kinder bestaunten die Stände mit den bunten Figuren aus Holz und glänzenden Christbaumkugeln.
„Ich möchte unbedingt eine Zuckerstange!“, rief Yunus und zeigte mit großen Augen auf den Süßigkeitenstand.
„Ich komme mit!“, sagte Paula lachend und folgte ihm durch die Menschenmenge. Bald hielten sie beide ihre süßen Leckerbissen in den Händen und schlenderten gemütlich weiter, den süßen Zuckergeschmack auf ihren Lippen.
Der kleine Weihnachtsmarkt brummte vor Leben. Am Kinderkarussell blieb Paula stehen. Die bunten Pferdchen und Wagen drehten sich langsam im Kreis, während glückliche Kinder lachend darauf saßen.
Plötzlich bemerkte Yunus, dass ihm ein Handschuh fehlte. Er schaute erschrocken auf seine nackte Hand und dann in das Getümmel um sie herum.
„Oh nein, mein Handschuh!“, sagte Yunus mit einem Stirnrunzeln. „Er muss mir irgendwo heruntergefallen sein.“
Paula schaute sich um. „Lass uns zurückgehen und ihn suchen! Bevor es dunkel wird, finden wir ihn bestimmt noch.“
Die beiden machten sich auf den Weg, vorbei an lachenden Familien und duftenden Ständen. Sie suchten aufmerksam den Boden ab, gingen den Weg zurück, den sie gekommen waren.
Nachdem sie einige Minuten gesucht hatten, entdeckte Paula etwas Blaues, eingeklemmt zwischen zwei Ständen.
„Da ist er!“, rief Paula und rannte zu dem verloren geglaubten Handschuh.
Doch als sie näher kamen, bemerkten sie jemanden, der neben dem Handschuh stand. Es war Herr Stern, der freundliche Verkäufer mit dem großen, weißen Bart und dem Lächeln in den Augen, das fast so hell strahlte wie die Weihnachtslichter.
„Sucht ihr dieses hübsche Stück?“, fragte Herr Stern und hielt den Handschuh in die Luft.
„Ja! Oh, danke, Herr Stern!“, sagte Yunus erleichtert. „Ich habe ihn wohl verloren in all der Aufregung.“
Herr Stern lächelte weise. „Es ist leicht, an solchen zauberhaften Abenden etwas zu verlieren. Aber gut zu wissen, dass ehrliche Hände es wiederfinden.“
Paula und Yunus strahlten vor Freude. Der Handschuh war zwar nur eine Kleinigkeit, aber an diesem Abend war er mehr als das.
„Dürfen wir Ihnen beim nächsten Mal etwas von unserem Kakao anbieten?“, fragte Paula schüchtern.
„Das ist sehr freundlich von euch, aber das Schönste ist, euch so glücklich zu sehen“, sagte Herr Stern und zwinkerte. „Genießt den Abend, Kinder.“
Paula und Yunus verabschiedeten sich von Herr Stern und setzten ihren Weg über den Markt fort. Der Abend fühlte sich nun noch magischer an. Sie mussten immer wieder an den ehrlichen Verkäufer denken und an die Güte, die sie durch seinen kleinen Akt der Freundlichkeit erfahren hatten.
Als die Lichter des Marktes anfingen, sanft zu flackern und die Welt in weiche Schatten gehüllt war, gingen Paula und Yunus Hand in Hand zurück zu ihren Familien.
„Das war ein wunderschöner Abend“, sagte Yunus leise, als sie den Weihnachtsmarkt verließen.
„Ja“, stimmte Paula zu und spürte die warme Freude dieses Abends tief in ihrem Herzen. „Manchmal sind es die kleinen Dinge, die alles besonders machen.“
Und so liefen sie weiter, in die warme Nacht voller Sterne, in der alles möglich schien.




