Die Eule, die Weihnachten verschlief
In einem alten Baum am Waldesrand wohnte die Eule Tilda. Es war Winter, die sanfte Schneedecke umhüllte die Welt und eine kühle Ruhe legte sich über den Wald. Doch ein besonderer Duft lag in der Luft, der Duft von Weihnachten. Tilda war eine nachtaktive Eule, die den Tag gerne verschlief. Doch heute, als ein zarter Sonnenstrahl durch die Zweige fiel, kitzelte er Tilda sanft an ihrer Nase und weckte sie auf.
Verschlafen blinzelte Tilda und schaute nach draußen. ‘Oh, habe ich etwa den Tag verschlafen?’, murmelte sie sich. Da hörte sie ein leises Quieken von unten. Es war Maus Pepe, der gerne mit Tilda redete. ‘Es ist Weihnachten!’, piepste er aufgeregt und sprang freudig im Schnee herum.
‘Weihnachten?’, fragte Tilda erstaunt. ‘Was ist das?’ Sie klapperte neugierig mit ihrem Schnabel, während Pepe ihr erklärte, dass die Menschen im Dorf eine besondere Nacht feierten, in der alles voller Licht und Liebe war.
Gemeinsam mit Pepe machte sich Tilda auf den Weg durch den glitzernden Schnee. Die kalte Luft war frisch und klar. Über ihren Köpfen glühte der Abendhimmel in sanftem Orange-Rot, während die ersten Sterne aufleuchteten. Tilda breitete ihre Flügel aus, genoss den kühlen Wind und die Spuren, die sie im Schnee hinterließen.
Unterwegs begegneten sie Reh Lani, die neugierig ihre Nase hob. ‘Kommt, schaut mit mir zum Dorf hinüber’, rief Lani ihnen zu. Die drei Freunde pirschten gemeinsam zur alten Mauer am Waldrand, wo sie die warmen Lichter der Häuser sehen konnten, die wie kleine Sterne funkelten. Der Geruch von Holzfeuer und süßem Gebäck stieg ihnen in die Nasen.
‘Das sieht wirklich magisch aus’, flüsterte Tilda ehrfürchtig. Die Fenster der Häuser waren mit bunten Girlanden geschmückt, und in den Vorgärten standen Tannenbäume, die in den herrlichen Farben des Winters leuchteten.
‘Diese Nacht ist etwas ganz Besonderes’, sagte Lani sanft und nickte. Pepe strahlte, seine kleinen Augen funkten im Kerzenschimmer, ‘Ja, die Menschen feiern mit ihren Lieben, erzählen Geschichten und genießen das Beisammensein.’
Tilda, die das alles zum ersten Mal sah, spürte ein warmes Kribbeln in sich. ‘Vielleicht habe ich die ganze Zeit geschlafen, aber es ist nie zu spät, das Schöne zu sehen’, dachte sie.
Sie blieben noch eine Weile stehen, lauschten den Klängen des Dorfes und gaben sich dem sanften Zauber der Nacht hin. Der Mond kletterte höher und badete die Welt in silbernem Licht. Es fühlte sich an, als wäre alles in eine große, flauschige Decke gehüllt.
Als der Abend in die Nacht überging, kuschelten sich Tilda, Pepe und Lani eng zusammen. ‘Gemeinsam ist es am schönsten’, meinte Lani lächelnd. Tilda schnurrte zufrieden, zog ihre Flügel enger um sich und schloss die Augen.
Die Dorflichter funkelten weiter und erzählten Geschichten von Wärme und Geborgenheit, die Tilda mit einem sanften Lächeln ins Traumland begleiteten. Und während sie lauschte, wusste Tilda tief im Inneren: Mit offenen Augen erkennt man die Wunder um sich herum und Weihnachten ist überall dort, wo man es zu sehen vermag.




