Die Gutenacht-Glocke im Fenster
Es war ein kalter Winterabend, und die Schneeflocken tanzten ruhig durch die Nacht. Mila schaute aus dem Fenster, lauschte dem sanften Rauschen des Windes und wartete auf ein vertrautes Geräusch. Jeden Abend, wenn es Zeit war, schlafen zu gehen, hörte sie die leise Melodie der Gutenacht-Glocke.
Die kleine Glocke stand auf der Fensterbank, direkt neben einem gemütlichen Sessel, in den sich Mila gerne mit einer warmen Decke einkuschelte. Ihre Oma saß oft neben ihr und erzählte Geschichten vom Winter, während der Duft nach Kamillentee sanft den Raum erfüllte.
„Oma, wann läutest du die Glocke?“, fragte Mila neugierig und rutschte auf ihrem Sitz hin und her.
„Immer wenn der Mond die Schneegasse ganz in sein silbernes Licht taucht“, antwortete Oma mit einem geheimnisvollen Lächeln.
Mila stellte sich vor, wie der Mond die kleinen Kristalle auf dem Schnee zum Glitzern brachte, und fühlte das Kribbeln der Vorfreude.
Schließlich erhob sich Oma behutsam, nahm die kleine Glocke in ihre Hände und ließ sie langsam erklingen. Der Klang war weich und silbrig, wie ein sanftes Flüstern über die Nacht.
Mila schloss die Augen und stellte sich vor, wie die Glocke Licht in alle dunklen Ecken des Zimmers brachte. Ihr war, als könnte sie sich in der Reisighütte geflüsterten Geschichten verbergen und sicheren Zufluchtsort finden.
Nachdem der Klang der Glocke verklungen war, legte Oma sie zurück auf die Fensterbank und zog die Decke über Milas Schultern. „Jetzt ist alles bereit für die Nacht, meine Kleine. Träum schön“, sagte sie leise.
Mila kuschelte sich tiefer ein und spürte die wohlige Wärme, die von ihrer Oma ausging. In diesem sicheren Gefühl lauschte sie dem stillen Flüstern der Glocke, die noch in der Luft nachklang und sie sanft in den Schlaf wiegte.
Am nächsten Abend, als der Mond wieder seine fernen Strahlen auf die Schneegasse schickte, waren Mila und Oma bereit für ihr kleines Ritual. Sie fühlten, wie dieses sanfte Läuten die Sterne ein wenig heller und die Nacht ein wenig wärmer machte.
Und so endete jeder Abend auf diese beruhigende Art und Weise, mit der sich der Klang der Glocke wie ein schützender Mantel um Mila senkte. Ein vertrauter Klang, der so sanft wie sicher war, und sie jedes Mal genau dort abholte, wo sie war: Daheim.




