Die Karte der drei Pfützen
Es war ein warmer Frühlingstag, als Keno und Pia mit ihrem Hund Nudel im Innenhof ihrer Spielstraße spielten. Der Regen hatte am Morgen aufgehört, doch überall glitzerten große Pfützen im Sonnenlicht. Die Luft war frisch und roch nach nasser Erde und jungen Knospen.
„Schau mal, all die Pfützen, Nudel!“, rief Keno begeistert und Nudel sprang sofort in die größte hinein. Wasser spritzte hoch und Pia lachte, als einige Tropfen ihr Gesicht berührten.
Pia hatte eine alte Karte aus Papier in Händen, die sie aus einer zerfledderten Buchseite gebastelt hatte. „Das hier ist die Karte unserer Abenteuerwelt!“, erklärte sie mit funkelnden Augen.
„Ja!“, stimmte Keno zu. „Wir könnten doch die drei großen Pfützen als geheimnisvolle Orte einzeichnen.“ Er nahm einen Ast und begann, auf dem Boden zu zeichnen.
Der Himmel war ein helles Blau, Wolkenschafe zogen langsam ihrer Wege. Die Kinder ließen ihrer Fantasie freien Lauf und zeichneten Linien und Kreuze in den Sand. Nudel schnupperte neugierig an der Karte und wedelte aufgeregt mit dem Schwanz.
„Komm, lass uns herausfinden, was in der ersten Pfütze steckt,“ schlug Keno vor, und sie machten sich auf den Weg. Die erste Pfütze war umgeben von kleinen gelben Blüten, die wie winzige Sonnen wirkten.
„Vielleicht ist hier ein Schatz vergraben“, überlegte Pia und begann mit einem kleinen Holzstock, die Erde am Rand der Pfütze zu durchwühlen. Nudel half fleißig mit, wobei er seinen nassen Schnauzenabdruck in den Schlamm drückte.
„Ich glaube, hier gibt es etwas“, rief Keno aufgeregt. Doch es war nur ein kleiner, glatter Stein, der im Sonnenlicht schimmerte, als wäre er ein wertvoller Edelstein.
Nachdem die erste Pfütze erkundet war, zogen sie zur nächsten. Diese Pfütze war breiter und sie funkelte blau im Licht. Keno beugte sich vor und entdeckte einem Kaulquappe, die flink zur anderen Seite der Pfütze schwamm.
„Das ist der magische Schwimmplatz.“, bemerkte Pia und tauchte einen Finger ins Wasser, um die kleine Welle zu spüren.
Nachdem sie die zweite Pfütze erforscht hatten, begaben sie sich zur dritten. Die Pfütze lag im Schatten eines großen Baumes. Die Luft war hier kühler und die Blätter flüsterten leise im Wind.
„Hier ist die geheimnisvolle Waldquelle“, murmelte Keno ehrfürchtig. Pia ließ einige Blütenblätter auf die Oberfläche fallen und sie sahen zu, wie sie sanft im Wasser segelten.
Während sie dasaßen und Nudel im Kreis um sie herumsprang, spürten Keno und Pia die sanfte Umarmung der Frühlingsnachmittagswärme.
„Weißt du, das war ein tolles Abenteuer“, sagte Pia schließlich und legte die Karte vorsichtig auf ihren Schoß.
„Ja, und wir haben eine richtige Entdeckerkarte gemacht“, fügte Keno hinzu, bevor er seine Hand in die Luft streckte, als wolle er die Wolken berühren.
Langsam packten sie ihre Siebensachen zusammen, hielten für eine letzte Abschiedswelle an jede ihrer Abenteuerpfützen inne und machten sich dann voller Geschichten im Kopf auf den Heimweg.
„Wohin gehen wir morgen?“, fragte Keno lächelnd.
Pia antwortete geheimnisvoll: „Das sagt uns vielleicht die nächste Karte.“ Mit diesem Gedanken liefen sie durch die Spielstraße, während die Sonne ihnen einen warmen, goldenen Schimmer verlieh, bevor sie hinter den weißen Wolken verschwand.
Der Tag endete mit dem Gefühl, dass jeder kleine Schritt in ihrer Welt, Spuren großer Abenteuer hinterließ.




