Die Lichterkette der Freunde
Es war kurz vor Weihnachten, und der Innenhof lag unter einer dicken Schneeschicht. Die Balkonlichter funkelten sanft in der klaren, kalten Nacht. Mila, Omar und Lina standen zusammen mit Herrn Wolff mitten im Innenhof und blickten nach oben.
„Schau dir das an“, sagte Omar begeistert und deutete auf die funkelnden Lichterketten an den Fenstern der Nachbarn.
„Es sieht aus wie ein sternenklarer Himmel auf Erden“, ergänzte Mila und lächelte. Lina nickte zustimmend. Sie liebte den Duft der kalten Winterluft, die nach frischem Schnee und etwas Süßem aus der Bäckerei um die Ecke roch.
Herr Wolff, der freundliche alte Mann aus dem Erdgeschoss, war gerade dabei, seinen Teil der Lichterkette in die wuchtige Tanne in der Mitte des Hofes zu hängen. Seine Hände zitterten leicht, aber ein fröhliches Funkeln in seinen Augen verriet, wie viel Freude ihm diese Aufgabe bereitete.
„Kann ich helfen, Herr Wolff?“ fragte Mila, deren lange Schalenden im Wind hin und her flatterten.
„Gern, meine Liebe!“, antwortete Herr Wolff und überreichte ihr das Ende der Lichterkette. „Ich denke, ein gemeinsames Werk ist das Schönste.“
Mila nahm den Stecker und schritt vorsichtig durch den glitzernden Schnee. Zusammen mit Omar und Lina wickelte sie das Kabel um den Schneemann, den sie am Morgen gebaut hatten. „Passt auf sein Gesicht auf“, kicherte Omar, während er den Hut des Schneemanns vorsichtig gerade rückte.
Unterdessen beobachteten die Nachbarn das geschäftige Treiben aus ihren Fenstern. Einige winkten freudig, und ein kleines Kind auf dem Balkon im ersten Stock rief: „Danke für die Lichter!“
„Es ist doch viel schöner, wenn alle mitmachen“, sagte Lina, während sie die Lichterkette über einen Schneehaufen zog. „So strahlt unser Hof heller.“
Ein leises, melodisches Klingeln erklang in der Luft, als Herr Wolff mit seinem Schlüsselanhänger winkte. „Jetzt fehlt nur noch der letzte Schliff“, meinte er geheimnisvoll und zog eine glänzende Sternenbirne aus seiner Tasche. „Den setzen wir gemeinsam oben auf die Tanne.“
Vorsichtig reichte er die Birne an Mila, die sie mit zarten Händen festhielt.
„Fühlst du das auch?“ fragte Omar leise und lauschte für einen Moment dem sanften Rauschen des Windes in den Bäumen. Es schien fast, als sängen die Lichter, eingebettet in die sanfte Stille der Nacht, ein leises Lied der Freude.
„Ja“, antwortete Lina, „es ist, als hätte der Schnee selbst eine Geschichte zu erzählen. Eine Geschichte von Licht und Freundschaft.“
Schließlich trat Herr Wolff einen Schritt zurück und betrachtete zufrieden sein Werk. „Wunderbar gemacht, meine jungen Freunde!“ Er nickte ihnen anerkennend zu und ging zum Schalter an der Hauswand.
„Bereit?“, fragte er mit einem Augenzwinkern. Die Kinder machten einen Schritt zurück, um das ganze Spektakel zu sehen.
Und dann – im nächsten Augenblick – erstrahlte die Lichterkette in vollem Glanz. Der Innenhof verwandelte sich in ein Meer aus warmen Farben, das Herz und Seele zugleich wärmte. Die Tanne funkelte stolz in der Mitte, und der weiße Schnee reflektierte das Licht, als wäre der ganze Platz ein einziger, strahlender Stern.
Mila, Omar, Lina und Herr Wolff standen beisammen, während andere Nachbarn ebenfalls in den Hof kamen, von der winterlichen Magie angezogen.
„Es ist so schön, wenn alle ein wenig Licht beisteuern“, murmelte Omar und lächelte in die Runde.
„Genau das ist Weihnachten“, fügte Lina hinzu und spürte eine freudige Wärme in ihrem Herzen, als sie die leuchtenden Gesichter um sich herum sah. Herr Wolff legte eine Hand auf Milas Schulter und flüsterte: „Und jetzt bleibt diese Erinnerung für uns alle, wie ein leuchtendes Gedächtnis.“
Die Nacht senkte sich über den Hof, aber das sanfte Glühen der Lichterkette strahlte weiter, und die Freunde wussten, dass sie gemeinsam etwas Wunderschönes geschaffen hatten. Zufrieden und glücklich verabschiedeten sie sich voneinander – jeder ging mit einem kleinen Licht im Herzen.




