Die Schneeball-Briefe
Es war ein kühler Wintermorgen, und der ganze Park erstrahlte in funkelndem Weiß. Der Schnee knirschte unter den Stiefeln von Levi, während der eisige Atemmuster in der Luft hinterließ. Mara schlenderte neben ihm, ihre Nase fast vollständig im Schal verborgen. Die beiden Freunde liebten den Winter, besonders den Rodelhügel am Ende des Parks.
Als sie die Parkbank erreichten, ließ sich Levi mit einem tiefen Seufzer darauf fallen. „Hey, schau mal! Ein Schneeball!“, rief Mara plötzlich und deutete auf einen perfekt geformten Schneeball auf der Bank.
Levi griff nach dem Schneeball, seine Finger wurden rosig vor Kälte. Als er ihn anhob, entdeckte er ein kleines Stück Papier, das herausragte. „Ein Brief?“, fragte er erstaunt.
Mara nahm ihm den Schneeball vorsichtig ab und entrollte das Papier. Darauf stand in krakeliger Schrift: „Komm allein. Um Mitternacht. Geheimnisvolle Höhle.“
„Oh, das klingt spannend!“, flüsterte Mara, ihre Augen funkelten vor Aufregung.
„Vielleicht ist es ein Rätsel!“, meinte Levi mit gerunzelter Stirn und wägte die Möglichkeiten ab.
Das Duo entschied, am Nachmittag zurückzukehren und zu sehen, ob es noch weitere solche Schneeball-Nachrichten gab. Die Sonne schien durch die kahlen Baumzweige, als sie den Park erkundeten. Plötzlich rief Mara und deutete auf einen Schneehaufen neben der Rutsche: „Noch ein Schneeball!“
Wieder lag ein kleiner Zettel darin, diesmal mit den Worten: „Versteck gefunden. Finde die Höhle. Erstes Licht!“
„Wer versteckt diese Briefe nur? Und was ist mit der Höhle?“ Maras Stirn war in Falten gelegt, aber Levi winkte ab. „Vielleicht ist es ein Spiel. Lass uns weiter suchen.“
Später am Tag, als die Dämmerung allmählich das Tageslicht verdrängte, spürten sie die Spannung in der Luft. Die kühle Brise spielte mit den letzten Sonnenstrahlen, aber ihre Neugier hielt sie warm.
Als sie schließlich an der Parkbank zurückkehrten, trat ein neuer Junge vor. Sein Name war Ben, und er trug eine bunte Mütze tief über den Ohren.
„Hey, ihr habt meine Nachrichten gefunden!“, sagte er verlegen. „Meine kleine Schwester liebt Geheimnisse, und ich wollte ihr etwas Lustiges zum Entdecken geben. Aber ich glaube, ich habe die Zettel durcheinandergebracht.“
Mara lachte. „Das erklärt einiges. Ich dachte schon, wir ziehen in ein geheimes Abenteuer.“ Levi schüttelte den Kopf und lächelte. „Aber es war ziemlich aufregend!“
Ben sah ein bisschen schuldig aus. „Es tut mir leid, ich wollte nicht verwirren. Vielleicht können wir alle zusammen spielen?“
Die Kinder sahen einander an und nickten, ihre Aufregung mündete in neue Pläne. In den kommenden Tagen kreierten sie eigene Rätsel und kleine Überraschungen im Schnee, die andere Kinder im Park entdeckten.
Und so wurde aus einem kleinen Missverständnis eine Reihe von spaßigen Nachmittagen. Der Schnee fiel leise weiter, und die Welt um sie herum wurde ein großes, friedliches Winterland.
Schließlich, als der Tag sich neigte und die ersten Sterne am Himmel funkelten, saßen Levi und Mara zufrieden auf der Bank. Ihre Gesichter waren rosig, ihre Augen leuchteten in der Dunkelheit.
„Heute war ein guter Tag“, seufzte Levi, und Mara nickte zustimmend. Sie wusste, dass diese besonderen Momente etwas waren, worauf sie sich mit einem warmen Gefühl im Herzen freuen konnten.




