Die Weihnachtsmäuse im Dachboden
Auf dem alten Bauernhof, wo die Winterwinde durch die Dachschindeln pfeifen, lag der Dachboden ruhig und still. Nur gelegentlich knarrte ein alter Balken. Es duftete nach trockenen Holz und ein Hauch von Kälte schlich durch die Ecken.
Maus Lilo, ein neugieriger kleiner Nager mit einem goldenen Lächeln, und ihr Bruder Tim, ein abenteuerlustiger Mäuserich, schoben sich vorsichtig durch einen knarrenden Spalt in die geheimnisvolle Dunkelheit des Dachbodens. ‘Was meinst du, was wir finden werden?’, fragte Lilo mit großen Augen. Ihre kleine Nase zuckte vor Aufregung.
‘Vielleicht etwas Magisches!’, antwortete Tim, während sein Schwanz leise über den Boden peitschte.
Im flackernden Licht einer alten Glühbirne, die von einem Holzsims baumelte, entdeckten sie eine große, verstaubte Kiste in der Ecke. ‘Schau mal, Tim!’, rief Lilo und zeigte mit ihrem Pfötchen darauf.
Gemeinsam öffneten sie vorsichtig den Deckel der Kiste. Ein silbernes Funkeln umgab sie, als sich alte Christbaumkugeln und zarte Lamettafäden im Licht verströmten. Ein sanfter Duft von Tannennadeln wehte ihnen entgegen. ‘Ein Weihnachtskiste!’, rief Tim begeistert. Lilos Augen leuchteten auf, als sie eine Goldkugel herausfischte, die in ihren Pfoten prickelte.
Während die Mäuse mit dem Schmuck spielten, erfüllte das rhythmische Knarren der alten Bretter den Raum. Plötzlich ertönte ein schlurfendes Geräusch aus der Dunkelheit. Lilo wurde still. ‘Was war das?’, flüsterte sie und schnitt die Luft mit ihren Ohren.
Dann kam Kater Bruno, der große, sanfte Rote des Hofs, um die Ecke. Sein Fell schimmerte kupferfarben im schummrigen Licht. ‘Habt keine Angst, kleine Mäuse!’, schnurrte er. ‘Ich wollte nur sehen, ob der Weihnachtsschmuck genutzt wird’.
Lilo und Tim hielten den Atem an, doch Bruno lächelte nur. Seine Augen funkelten freundlich wie die Christbaumkugeln. ‘Ihr könnt hier oben bleiben, solange ihr wollt. Der alte Bauer hat diese Kiste schon lange vergessen.’
‘Dürfen wir wirklich?’, fragte Tim mutig und seine Stimme war kaum mehr als ein Wispern.
‘Natürlich’, miaute Bruno. ‘Solange ihr niemanden stört, ist alles in Ordnung.’
So verbrachten Lilo und Tim den Rest des Nachmittags damit, den Weihnachtsschmuck zu erkunden. Der Dachboden fühlte sich warm und sicher an, während draußen der Wind um die Ecken heulte. Der Gedanke an die Freude, die sie gefunden hatten, füllte ihre Herzen mit einem leisen, gemütlichen Glühen.
Als die Dämmerung in die Nacht überging, krochen die beiden Mäuse wieder zurück zu ihrem Versteck unter den Dachsparren. Kater Bruno sah ihnen nach, bevor er behäbig auf seinen Lieblingsplatz auf einem alten Kissen zurückkehrte.
‘Gute Nacht, kleine Freunde’, murmelte er, während er sich einrollte.
Draußen begann es leise zu schneien. Große, weiche Flocken legten sich wie ein sanfter Mantel über den alten Bauernhof. Im Dachboden funkelte das Lametta unter den ersten Sternen. Und die Mäuse, eingekuschelt in ihre warme Schlafstelle, träumten von ihrem kleinen Weihnachtswunder. Alles war genau so, wie es sein sollte, und Lilo spürte, dass dies eine ganz besondere Nacht war. Als ihre Augen zufielen, fühlte sie sich geborgen und voller Vorfreude auf das, was morgen kommen würde.




