Tom und der neue Schüler
Vorlesezeit: ca. 12 Minuten
Es war ein frischer Frühlingsmorgen an der Grundschule. Der Duft nach blühenden Blumen lag in der Luft und die warme Sonne schien durch die großen Fenster ins Klassenzimmer. Die Kinder saßen schon auf ihren Plätzen, als Frau Becker, ihre Lehrerin, lächelnd zur Tafel trat.
„Guten Morgen, liebe Klasse“, sagte sie mit warmer Stimme. „Heute möchte ich euch jemanden vorstellen. Das ist Ali, euer neuer Mitschüler.“ Ein schmächtiger Junge mit lockigem Haar und einem freundlichen Lächeln trat neben sie. Unsicher schaute er in die Runde.
„Hallo,“ sagte Ali schüchtern.
Die Kinder antworteten mit einem freundlichen „Hallo!“ und Tom, der in der zweiten Reihe saß, winkte ihm zu. Tom, mit seinem unverkennbaren blauen Hut, war bekannt dafür, dass er alle in der Klasse zum Lachen bringen konnte. Heute schien es jedoch wichtiger, Ali zu helfen.
„Du kannst dich neben Tom setzen“, sagte Frau Becker und deutete auf den freien Platz. Ali lächelte und nahm Platz. Die Stunden vergingen schnell, und bald klingelte die Pausenglocke.
Im Pausenhof waren die Geräusche von fröhlichem Lachen und spielenden Kindern zu hören. Tom bemerkte, dass Ali alleine an der Schaukel stand und in die Ferne blickte. „Komm doch mit,“ rief Tom und deutete auf die Gruppe Kinder, die Fangen spielten.
Ali zögerte kurz, dann lächelte er schüchtern und lief zu Tom. Gemeinsam rannten sie zu den anderen und bald schon jagten sie sich lachend über den Hof. Ali war flink, fast so schnell wie der Wind an diesem frühlingsfrischen Tag.
Als sie nach dem Spiel vor Erschöpfung auf die schattige Bank sanken, brach Tom das Schweigen. „Woher kommst du denn, Ali?“ fragte er neugierig.
„Ich bin vor kurzem hierhergezogen“, sagte Ali. Er erzählte von seinem alten Zuhause, während die Blätter der Bäume im Wind rauschten. Tom hörte aufmerksam zu und stellte viele Fragen.
Die Glocke zum Unterricht ertönte, und sie liefen zurück ins Klassenzimmer, die Wangen rot vor Freude. Der Nachmittag verging mit bunten Bastelstunden, während draußen die Vögel fröhlich zwitscherten.
Nach Schulschluss zogen graue Regenwolken auf, und viele Kinder verließen schnell den Schulhof. Tom und Ali standen noch zusammen, als die ersten Tropfen fielen.
„Hast du einen Schirm?“ fragte Tom. Ali schüttelte den Kopf.
Tom zog seinen blauen Hut tiefer ins Gesicht und grinste. „Dann laufen wir eben wie die Enten durch den Regen“, lachte er, packte Alis Hand und zog ihn mit.
Sie rannten durch die Pfützen und lachten, bis sie außer Atem waren. Der Regen machte ihnen nichts aus, denn sie hatten Spaß und merkten gar nicht, dass sie nass wurden.
Vor der Schule verabschiedeten sich die beiden. „Bis morgen, Tom!“ rief Ali und winkte, als er den Weg zu seinem Zuhause nahm. Tom winkte zurück und sah ihm nach. Ein warmes Gefühl von Freundschaft breitete sich in seinem Herzen aus.
„Bis morgen, Ali“, murmelte Tom leise, während er ein letztes Mal in den Himmel blickte. Die Regenwolken verzogen sich langsam und zwischen ihnen strahlte die Hoffnung eines neuen, sonnigen Tages hindurch.
Mit einem Gefühl von Geborgenheit und Vorfreude auf den nächsten Tag lief Tom nach Hause.




