Wenn die Lampions atmen
Es war ein lauer Sommerabend, als Nora in ihrem gestreiften Schlafanzug zusammen mit ihrem Papa auf den Balkon trat. Der Himmel war ein tiefes Azurblau, durchzogen von goldenen Streifen der untergehenden Sonne. Ein sanfter Duft nach frisch gemähtem Gras und blühenden Blumen lag in der luftigen Brise, die durch die Stadt zog.
Nora kletterte auf einen der großen, bequemen Stühle neben ihrem Papa, der eine warme Teetasse in den Händen hielt. Die Katze Zimt rollte sich unter ihrem Stuhl zusammen und schnurrte leise.
“Papa, warum sind die Lampions da oben so besonders?” fragte Nora und deutete auf die bunten Kugeln, die wie kleine, schwebende Sonnen auf der Dachterrasse der Nachbarn leuchteten.
Papa lächelte und sah zu den Lampions hinüber, die im Wind sanft schaukelten. “Weißt du, Nora, diese Lampions erinnern mich immer an das sanfte Atmen der Stadt. Sie leuchten hell, atmen ein und aus, und bringen die Ruhe, die wir so sehr brauchen.”
Nora schaute zu den Lampions und stellte sich vor, wie sie sanft pulsierend atmeten. Es war fast so, als könnten sie die Ruhe spüren, die sie verbreiteten. Ein lauter Vogelpfiff unterbrach die Stille, und für einen Moment lauschte sie nur dem Flüstern des Windes in den Blättern.
Die Dunkelheit um sie herum nahm langsam zu, dabei aber auch die Farben des Abends, die immer wärmer wurden. Zimt reckte sich und sprang auf das Balkongeländer, um sich ebenfalls die Lampions anzusehen.
“Schau, Zimt mag sie auch”, sagte Nora und streichelte sanft über Zimts flauschigen Rücken.
Die Katze schnurrte begeistert und beobachtete aufmerksam wie die Lampions tanzten. Der Anblick wirkte beinahe hypnotisierend, und langsam spürte Nora, wie ihre Augen immer schwerer wurden.
Papa legte einen Arm um Nora und zog sie näher zu sich. “Manchmal,” flüsterte er, “muss man einfach nur stillsitzen und die Welt beobachten, um diese besondere Ruhe zu finden. Die Lampions helfen uns dabei.”
Nora nickte schläfrig, ihr Kopf ruhte an Papas Schulter, und sie beobachtete, wie die ersten Sterne wie kleine, blinkende Punkte am Himmel erschienen.
Der Abend ging in die Nacht über, und die Lampions leuchteten weiter. Sie wogen im sanften Takt des Windes und flüsterten leise, als wären sie Hüter der Nacht und ihrer Geheimnisse.
Nora gähnte herzhaft, ihre Augenlider flatterten, schwer wie Wimpernbürsten, die langsam zur Ruhe kamen. Neben ihr hatte Papa die Augen ebenfalls geschlossen, und selbst Zimt hatte sich auf dem Geländer zusammengerollt und war in einen leisen Traum versunken.
In diesem Moment fühlte sich Nora ganz leicht. Wie die Lampions, die leis atmend über ihnen hingen, spürte sie die Ruhe und die Geborgenheit des Augenblicks.
Der Nachtwind spielte ein sanftes Lied, und in der Umarmung von Papa und den Lichtpunkten des Balkons fand Nora den Frieden, den sie für ihren Schlaf brauchte. Mit einem letzten Lächeln dachte sie daran, wie schön es war, die atmenden Lampions gemeinsam zu erleben.
So, eingehüllt in die sommerliche Nacht, träumte sie davon, wie gut es tut, manchmal einfach nur ruhig zu sein, in den kleinen Dingen die größte Ruhe zu finden.




