Wie der kleine Stern den Schlaf fand
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In einer glitzernden Winternacht, in der die Kälte die Pfützen in kleinen Diamantseen verwandelte, funkelte am Himmel der kleine Stern Luno, der nicht schlafen konnte. Die Nacht war still, bis auf das leise Rascheln der Tannen, das wie ein Flüstern von Geheimnissen klang.
Luno drehte sich und wendete sich, seine Lichtstrahlen tanzten unruhig zwischen den Wolken. Er seufzte tief, denn obwohl die Nacht um ihn herum wie in einen samtigen Mantel gehüllt war, fand sein Herz keine Ruhe.
„Warum kannst du nicht schlafen, kleiner Luno?“, fragte die kluge Eule Elli, die mit ihren sanften Flügelschlägen durch die nächtliche Dunkelheit glitt. Sie landete auf einem verschneiten Ast, der sich durch ihr Gewicht kaum bewegte.
„Ich weiß nicht, Elli. Irgendetwas fehlt mir“, antwortete Luno betrübt, sein Licht flackerte zögerlich.
Elli schloss die Augen für einen Moment, dann schlug sie sie wieder auf. „Vielleicht hilft es dir, eine Geschichte zu hören. Eine besondere, die nur die Nacht erzählen kann.“
„Oh ja, bitte!“, fiepste Maus Nino, der sich mit kalten Pfötchen in seinem Bau unter der Wurzel einer alten Eiche zusammengerollt hatte. Sein kleines Näschen zuckte vor Neugier, als er Sprachfetzen aufschnappte.
„In jeder Nacht, kleiner Stern,“ begann Elli sanft, „wissen selbst die ältesten Bäume, dass die Nacht ihren Frieden mit sich bringt. Hör gut hin und versteh das Lied des Windes, das murmelt und summt.“
Luno lauschte, seine Strahlen wurden stiller. Der Wind erzählte Geschichten von weit entfernten Orten, von Abenteuern und Heimkehr.
„Und was ist mit dem Schnee, Elli?“ fragte Nino, sein Stimmchen nur ein leises Lüftchen.
„Der Schnee“, fügte Elli hinzu, „hüllt alle in eine sanfte Decke. Er bringt Stille, unter der sich die Welt geborgen fühlt.“
Luno glitt mit einem warmen Lichtstrahl über den Hügel, auf dem Elli saß. Der Schnee glitzerte im sanften Mondlicht und alles schien für einen Moment perfekt zu sein.
„Ich glaube, ich verstehe,“ sagte Luno leise. „Dann ist es dieses Gefühl der Geborgenheit, das mir fehlte?“
Elli nickte, während sie mit ihrem weichen Flügel sacht über die Schneekristalle strich. „Ja, kleiner Stern. Die Nacht bringt uns alle unter den gleichen Himmel und schenkt uns Frieden. Ruhe deine müden Strahlen aus und lass das Wunder der Nacht dich umarmen.“
Luno seufzte erneut, aber dieses Mal war es ein Seufzer der Erleichterung. Er ließ seinen Glanz sanfter werden und die Nacht umarmte auch ihn in ihrem stillen Frieden.
„Gute Nacht, kleiner Luno“, flüsterte Nino und kuschelte sich tiefer in seinen Bau.
„Gute Nacht,“ antwortete Luno und schloss seine Augen, die nun so schwer waren wie die Wolken, die in den Himmel trieben.
Der Wind wehte leise durch die Nacht, und der kleine Stern fand endlich den Schlaf. Über dem Hügel breitete sich ein Gefühl von Wärme und Geborgenheit aus, das die Tiere der Nacht wie eine warme Decke umhüllte.
Und so endete die Nacht in einem wunderbaren Schweigen, das alle umfasste. Jede Nacht, so wusste Luno nun, ist ein kleines Wunder.




