Wie der Wind die Träume bringt
Am Rande eines kleinen Dorfs, wo die Felder sich endlos erstrecken, führte ein schmaler Weg direkt in das Herz der Sommernacht. Alles war still, nur das sanfte Rascheln der Blätter und das feine Zirpen der Grillen füllten die Luft. Der Himmel war noch hell, doch die ersten Sterne flüsterten bereits ihre Geheimnisse.
Auf dem Weg lief Lina, ein neugieriges Mädchen mit leuchtenden Augen, Hand in Hand mit ihrer Katze Nika. Ihre Füße tauchten in den warmen Staub des Pfads, während eine leichte Brise ihnen entgegen wehte. “Heute Nacht, Nika, werden wir etwas ganz Besonderes erleben,” versprach Lina und strich zärtlich über das weiche Fell ihrer Begleiterin.
Plötzlich, wie aus dem Nichts, kam Luno herangewirbelt. Der Schlafwind war eine sanfte Gestalt aus Licht und Luft, die wie ein lebhafter Tanz in der Abenddämmerung glitzerte. “Guten Abend, Lina und Nika,” flüsterte Luno in einem Ton, der wie ein sanftes Lied klang. “Seid ihr bereit, die Träume zu finden?”
Lina kicherte, und Nika schnurrte zufrieden. “Aber ja, Luno, wir haben schon den ganzen Tag auf dich gewartet,” antwortete das Mädchen und spürte, wie sich ein Gefühl der Vorfreude in ihre Brust schlich.
Die drei machten sich auf den Weg, der von glühenden Sonnenstrahlen erleuchtet war, die im Abendlicht zu tanzen schienen. Der Wind spielte mit Linas Haar und ließ die Blätter über ihnen wie eine sanfte Melodie rascheln. In der Ferne verschwand die Sonne langsam hinter dem Horizont und malte den Himmel in Rosa und Orange.
Während sie den Pfad entlangschritten, erzählte Luno von den wunderbaren Orten, die der Wind in den Träumen für sie bereithielt. Die Luft duftete nach frisch gemähtem Gras und einem Hauch Sommerblüten, während die Sterne klarer und heller leuchteten.
Manchmal, flüsterte Luno, genügt ein einzelner Wunsch, damit ein Traum erblüht.
Nika sprang spielerisch voran, ihre Pfoten berührten kaum den Boden, als sie die kleinen Schmetterlinge jagte, die im Abendlicht tanzten. Lina lief hinterher, das Lachen in ihrer Stimme klang wie das Läuten von kleinen Glocken. Sie fühlte sich leicht und glücklich, als ob sie fliegen könne.
Mit jedem Schritt wurden sie leichter, bis Lina feststellte, dass ihre Füße nicht mehr den Boden berührten. In einem Wirbel von Sommerluft hob Luno sie hoch und trug sie fort, eine Reise in die Welt der Träume begann.
Unter ihnen erstreckte sich die Landschaft wie ein unendlich weiter, sanfter Teppich. Lina schaute fasziniert zu, während Wolken aus einem weichen, leuchtenden Nebel um sie tanzten. Die Welt unter ihnen war still und friedlich, nur der Wind rauschte sanft in ihren Ohren.
“Was ist dein schönster Traum, Luno?” fragte Lina neugierig und hielt Nika nahe an sich. Das Schnurren der Katze klang beruhigend wie ein sanftes Wiegenlied.
Luno lachte leise. “Oh, mein schönster Traum ist es, wenn alle Kinder friedlich und glücklich schlafen,” sagte er. “Wenn sie sich geborgen fühlen und wissen, dass sie niemals allein sind.”
Lina nickte. Diese Worte fühlten sich warm und echt an. Sie wusste, dass dieser Moment für sie ein besonderer war, ein Geheimnis, das nur sie, Nika und Luno kannten.
Langsam ließ der Wind sie auf einer weichen Wolke nieder und sanft schaukelte sie in den kommenden Schlaf, während der Himmel immer mehr Sterne hervorbrachte.
“Lino,” murmelte Lina schläfrig und rieb sich die Augen. “Wirst du auch morgen da sein?”
Luno glitzerte freundlich im Schein der Nacht. “Ja, Lina, so lange es Kinder gibt, die träumen möchten, wird der Schlafwind da sein,” versicherte er.
Während Lina ihre Augen schloss, fühlte sie die Geborgenheit des Windes, der versprochen hatte, die Ruhe in jedes Herz zu tragen. Und mit dieser sanften, tröstlichen Gewissheit schlief sie ein, umgeben von der Magie des Sommers und der Liebe derer, die sie umgaben.
Der Schlafwind Luno schwebte noch einen Augenblick über ihnen, bevor er leise weiterzog, auf der Suche nach anderen kleinen Reisenden, die seine schützende Brise benötigten.
Die Nacht lag über dem kleinen Dorf, still und friedlich, während der Wind das Lied seiner Zukunft entfaltete, in der Hoffnung, dass jedes Herz, das er anrührte, die Ruhe finden würde, die es verdiente.




